LVZ: Bahn-Chef Grube zieht positive Winterbilanz / Vorstandschef will DBStrategie 2020 bis zum Ende mitgestalten

Bahn-Chef Rüdiger Grube hat eine erfolgreiche
Winter-Bilanz für sein Unternehmen gezogen. Zugleich betonte er eine
überzeugende Offensive in Sachen Pünktlichkeit und zeigte sich
skeptisch bei der Frage, ob die Bahn wirklich mit immer neuen
Höchstgeschwindigkeiten fahren müsse. In einem Video-Interview mit
der in der Mediengruppe Madsack erscheinenden „Leipziger
Volkszeitung“ (Montag-Ausgabe) sagte Grube: „In der Vergangenheit
wurden für die Wintermaßnahmen rund 25 Millionen Euro ausgegeben.
Jetzt haben wir noch mal zusätzlich 70 Millionen ausgegeben.“ In den
nächsten fünf Jahren werde sein Unternehmen für Winter-Maßnahmen
„2,7 Milliarden investieren“, davon 1,9 Milliarden auf der investiven
Seite und 800 Millionen auf der Aufwandseite. Die Bahn sei im Winter
2011/2012 „deutlich besser“ geworden. Geholfen habe dabei sicherlich
auch, dass das Wetter sehr viel besser mitgespielt habe, obwohl es
teilweise „richtige Minusgrade“ und auch stellenweise „viel Schnee“
gegeben habe. Mit 22 000 Menschen seien aber doppelt so viel Kräfte
für das Schneeräumen eingesetzt gewesen, wie im Vorjahr. Grube zeigte
sich zuversichtlich, dass der alte Bahn-Werbespruch, – „Alle reden
vom Wetter – wir nicht“ – schon in Kürze wieder Gültigkeit haben
könne. „Dieser Spruch kommt viel früher.“ Das sei auch ein großer
Verdienst der Mitarbeiter. „Das Image ist weiß Gott noch nicht da, wo
wir es gern hätten. Aber steter Tropfen höhlt den Stein. Ich bin da
sehr zuversichtlich“, sagte Grube. Er kündigte die Strategie DB2020
an, für die er auch persönlich noch Verantwortung tragen wolle.
Deshalb stünde er einer Vertragsverlängerung im Jahr 2014 positiv
gegenüber, so Grube. „Wir haben uns klare Ziele für 2020 vorgenommen.
Die diskutieren wir gerade mit unseren Führungskräften und mit den
Mitarbeitern. Wir haben über 8000 Mitarbeiter eingebunden in die
Entwicklung unserer Strategien, die wir nennen DB2020. Ich bin sehr
zuversichtlich, dass wir mit dieser neuen Verbindlichkeit und neuen
Qualität auch wirklich einen Riesenschritt weiter nach vorne machen.“
In Sachen Pünktlichkeit der Bahn zeigte sich Grube ebenfalls überaus
zufrieden bei seiner Zwischenbilanz. „Da sind wir auf einem sehr,
sehr guten Weg, zurzeit auch jetzt im Winter.“ Die Pünktlichkeit der
Bahn liege im Durchschnitt jetzt bei 92 Prozent. „Das hat es lange
nicht mehr gegeben. Auf der anderen Seite muss man auch ganz offen
sein: Wir haben die Baustellen im Winter natürlich ganz und gar gegen
null gefahren. Jetzt, wenn die Sonne wieder höher steht, werden wir
auch wieder Baustellen machen.“ Das brauche man bei 49,5 Milliarden
Investitionen, davon würden 36 Milliarden in die Infrastruktur gehen.
„Das kann man nur mit Baustellen machen.“ In dem Gespräch bekannte
sich der Bahn-Vorstandschef als Gegner des Trends, wonach die Bahn
immer öfter mit Höchstgeschwindigkeit fahren müsse. „Ich bin kein
Freund davon, überall 300 Kilometer pro Stunde und mehr zu fahren. Es
gibt noch viel zu viele Strecken in Deutschland, wo noch nicht einmal
160 gefahren werden darf. Ich wäre sehr glücklich, wenn wir im
Durchschnitt 200 oder 230 Stundenkilometer fahren könnten. Davon sind
wir aber noch weit entfernt“, sagte Grube. In Deutschland gebe es 34
000 Kilometer Schiene, davon seien 30 000 Kilometer aber noch aus dem
19. Jahrhundert. Nach dem 2. Weltkrieg seien 10 000 Kilometer
Autobahn gebaut worden, aber nur 950 Kilometer neue Schiene, sagte
Grube.

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