Neue Westfälische (Bielefeld): Kommentar Elefantenjagd des spanischen Königs Juan Carlos In Ungnade RALPH SCHULZE, MADRID

Die verunglückte Elefantensafari des spanischen
Königs (74) hat sich zu einer Staatsaffäre ausgewachsen. Zur
schlimmsten Krise der spanischen Monarchie, seit Juan Carlos 1975 die
Krone aufsetzte und den Übergang Spaniens von der Diktatur zur
Demokratie dirigierte. Eine Krise der Glaubwürdigkeit, deren Ende
offen ist. Dieser Absturz der höchsten Institution im Staate kommt
zum schlechtesten Zeitpunkt: Die Finanzmärkte setzen zum Angriff auf
das schon länger wankende Schuldenland Spanien an, dessen Haushalts-
und Wirtschaftspolitik ebenfalls viel Glaubwürdigkeit eingebüßt hat.
Nun noch zu allem Unglück ein desorientierter König, dem das Gespür
für den Ernst der Lage abhandenkam. Es ist fast tragisch, mit
anzusehen, wie sich der frühere junge, anerkannte „Bürgerkönig“ in
einen gebrechlichen und vor allem eigensinnigen Monarchen
verwandelte, der ganz offensichtlich den Kontakt zur Wirklichkeit
verlor. Nur einer kann diesen Verfall der Glaubwürdigkeit vielleicht
noch aufhalten: Thronfolger Felipe (44), der so gut wie kein anderer
Kronerbe dieser Welt auf seinen schwierigen Job vorbereitet wurde und
dessen Ruf noch weitgehend intakt ist.  Ein Nachdenken über die
Abdankung wäre zweifellos der beste Dienst, den Juan Carlos seinem
Volk erweisen könnte.

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