Rheinische Post: Der „alte Adam“ mag es bequem

Ein CDU-Landtags-Wahlkämpfer, der sich nicht
der Popularität seiner Parteifreundin Merkel versicherte, wäre ein
Tropf. Die Kanzlerin ist deshalb in ihren weiteren Rollen als
CDU-Chefin und Mutter Courage Europas in NRW seit Wochen präsent wie
selten zuvor. Wie gerne ließe sie Norbert Röttgen, einen der Klügsten
in ihrem Kabinett, Richtung Düsseldorf ziehen, wenn es die Wähler
ermöglichen würde und Röttgen es auch wirklich will. Der
CDU-Spitzenkandidat möchte auf der Zielgeraden zum Wahlsonntag die
Trumpfkarte Merkel noch sichtbarer ausspielen und die Entscheidung im
Land bundes- und europapolitisch überhöhen. Es ist zum einen riskant,
wenn Röttgen von sich ablenkt, sich kleiner macht, weil es letztlich
um Merkels Politik gehe. Zum anderen erscheint es legitim und auch
geboten, 13 Millionen Staatsbürgern in NRW harte Fragen zu stellen:
„Wie haltet ihr–s mit dem Schuldenmachen?“ Und: „Wollt ihr Solidität
auf deutsche Art, oder wollt ihr doch nach griechischer, neuerdings
französischer Facon selig werden?“ Kopfmensch Röttgen, der wohl Sorge
um seine Mobilisierungs-Fähigkeit hat, spitzt also zu. Er appelliert
an den prinzipiell mit Merkels Deutschland- und EU-Kurs zufriedenen
Wähler, zu einer Wohlfühlpolitik, die das Konto überzieht, Nein zu
sagen. Das ist ein Wagnis, denn der „alte Adam“ hat es gern bequem.

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