Schule schwänzen: Das hat wohl jeder schon gemacht.
Mal auf eine Stunde Religion gepfiffen, mal eine Doppelstunde Sport
blau gemacht. Das ist zwar nicht korrekt, aber in Ordnung – solange
es selten bleibt. Wenn es regelmäßig passiert, ist jedoch schon das
Wort gefährlich. „Schwänzen“, das verharmlost ein Phänomen, das sehr
ernst genommen werden muss. Ernst für den, der regelmäßig wegbleibt,
nicht nur keine Lust auf Schule hat, sondern sich richtiggehend
verweigert. Denn die logische Folge sind schlechte Noten, und wer es
auf die Spitze treibt, steht womöglich ohne Schulabschluss da. Kein
Wunder, dass sich Experten darüber einig sind, dass Schulverweigerung
gefährlich ist, weil aus einer Schwänzerkarriere nur zu oft eine
kriminelle Laufbahn wird. Das macht Schulvermeidung auch gefährlich
für die Gesellschaft. Es muss also auch eine gesellschaftliche
Aufgabe sein, gegenzusteuern. In Bremen scheint das, anders als in
Niedersachsen, einigermaßen zu funktionieren: Die Zahl der
Intensiv-Verweigerer sind hier wenigstens konstant, in Niedersachsen
steigen sie. Denn es hilft nur eines, und das tut Bremen: Man muss
mit den Betroffenen sprechen, sie leiten, Zeit, Mühe und Geld
investieren in soziale Projekte und soziale Arbeit. Nur so lässt sich
im Übrigen auch verhindern, dass Vorurteile zu falschen Schlüssen
führen. Es sind nicht einfach nur die Migranten, die Kinder armer
Eltern und die Leute aus den berüchtigten, sozial schwachen
Stadtteilen, die nicht zur Schule gehen mögen. Geht man von solchen
Vorannahmen aus, kann man die Betroffenen nicht erreichen. Nur wer so
dicht wie möglich an die Menschen herangeht und sich für ihre
individuelle Geschichte interessiert, kann ihnen helfen. Bleibt noch
die rechtliche Seite. Wer gegen die Schulpflicht verstößt, begeht
eine Ordnungswidrigkeit und muss zahlen. Na gut. Vielleicht hilft bei
manchen Schulschwänzern schon ein Griff in die Brieftasche. Aber
Arrest? Das geht gar nicht. Wer angesichts notorischer
Schulverweigerer zu solchen Mittel greift, hat sie wohl schon
aufgegeben. Und das darf nicht sein.
Pressekontakt:
Weser-Kurier
Produzierender Chefredakteur
Telefon: +49(0)421 3671 3200
chefredaktion@Weser-Kurier.de