WAZ: Mogelpackungen im Sortiment – Kommentar von Tobias Blasius

Seit die gesetzlichen Vorgaben für Packungsgrößen
und Füllmengen weitgehend abgeschafft wurden, herrscht freie
Warenwahl am Supermarktregal. Schokolade, Milch, Zucker – eine
EU-Richtlinie hat den vorgegebenen Füllmengen in Deutschland vor drei
Jahren ein Ende bereitet und Herstellern Spielräume für Ideen und
Innovationen eröffnet. Uns Verbraucher würde die schöne neue
Größenvielfalt uneingeschränkt freuen, gehörte nicht auch die
Mogelpackung immer häufiger zum Sortiment. Die Grundpreisangabe pro
Liter oder Kilogramm, eigentlich der neue Schlüssel zum
Angebotsvergleich, wird oft zu klein oder nicht korrekt aufs Etikett
gedruckt. Was viele Kunden ahnten, haben NRW-Kontrolleure nun im
Einzelhandel als Systemfehler aufgedeckt. Wettbewerb am Markt kann
aber nur funktionieren, wenn Transparenz herrscht. Die gut lesbare
Grundpreisangabe als Schutz gegen heimliche Preiserhöhungen war ein
Versprechen der Lebensmittelwirtschaft an ihre Kunden. Die Neigung
der Politik, Preiswahrheit und -klarheit mit neuen Vorschriften zu
erzwingen, wächst stetig. Die Händler sollten sich das Leben im
beinharten Konkurrenzkampf des Einzelhandels nicht unnötig erschweren
und den Etikettenschwindel von sich aus beenden.

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