Murks statt Motivation
Was das Verteidigungsministerium als Reform der Streitkräfte
verkauft, kommt bei der Truppe als Murks an: 90 Prozent der
Führungskräfte gehen davon aus, dass die derzeitige Marschroute
ohnehin bald wieder über den Haufen geworfen wird. Die Unklarheit
über die neuen Strukturen schafft Unsicherheit bei der Armee. Obwohl
sie es doch ist, die für das Gegenteil sorgen soll: mehr Sicherheit.
Dass auf die Soldaten neue Aufgaben zukommen, ist bei der sich
kolossal veränderten Sicherheitslage – der Kalte Krieg ist längst zu
Ende, der Kampf gegen den Terrorismus im ständigen Wandel – generell
zu begrüßen. Es war richtig, die Wehrpflicht de facto abzuschaffen.
Die Einsatzarmee ist nötig.
Doch die Bundeswehr ächzt unter der Last der Überforderung durch
die Begleitumstände: Mal fehlt es den Soldaten an funktionstüchtigen
Waffen, dann an Alltagsgegenständen wie Zahnbürsten. Das neue
Standortkonzept nimmt zu wenig Rücksicht auf Pendler. Die Trennungs-
und Scheidungsrate ist an einigen Orten mit bis zu 80 Prozent extrem
hoch. So geht es nicht weiter.
Sicher, Minister Thomas de Maizière muss besser erklären, was er
macht. Aber dafür ist es wichtig, sich die Wahrheit darüber
einzugestehen, warum die Reform nottut: Deutschland verfolgt
internationale strategische Interessen. Um diese durchzusetzen, ist
die Bundesrepublik im Zweifel auch dazu bereit, Gewalt als letztes
Mittel einzusetzen.
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