Allg. Zeitung Mainz:Äpfel und Birnen / Kommentar zum Grundschulvergleich

Jetzt mal ernsthaft: 16 Bundesländer, 16
Kultusbürokratien, von denen jede behauptet, das Schulsystem ihres
Bundeslandes sei das Maß aller Dinge – wundert uns wirklich, dass das
deutsche Bildungswesen in Sachen Vergleichbarkeit der Abschlüsse ein
Lotteriespiel ist? Und damit nicht genug: Die Unterschiede lassen wir
uns im gefühlten Vier-Wochen-Rhythmus testieren, frei nach dem Motto:
Hauptsache, wenigstens Dokumentation und Verwaltung des
Bildungs-Dschungels haben Spitzenniveau. „Das Schwein wird nicht vom
Wiegen fett“, hat ein Experte den Grundschul-Bericht kommentiert, und
da hat er absolut recht. Je länger man sich mit den neuen Daten
auseinandersetzt, desto mehr fragt man sich, ob das Ranking der
Bundesländer wirklich mehr ist als der berüchtigte Vergleich von
Äpfeln und Birnen. In München sieht die Welt nun einmal anders aus
als in der Uckermark. Aber auch in mittelgroßen Städten wie Mainz
oder Wiesbaden klaffen zwischen manchen Stadtteilen erhebliche
Unterschiede. Was also ist wirklich gemessen worden? Zwei maßgebliche
Erkenntnisse lassen sich aus der Studie herauslesen: Eltern müssen
beruflich immer mobiler sein, aber Kindern baut man durch die
Kleinstaaterei im Schulwesen echte Hürden in den Weg. Ein Schlag ins
Gesicht für viele Familien. Zum anderen liegt auch in den Schulen
Verbesserungspotenzial: So manche reformpädagogische Sau, mittels
derer das Prinzip Leistung konsequent geschleift worden ist, wäre
besser nicht durch die Grundschulen getrieben worden. Etwa beim Thema
Rechtschreibung, bei dem die weiterführenden Schulen reparieren
müssen, was in den ersten Schuljahren verpasst worden ist. Aber auch
für diesen Befund gibt es in 16 Behörden bestimmt 16 unterschiedliche
Erklärungen …

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