Die Behauptung, Transparenz sei typisch für
Diktaturen, entwertet Peer Steinbrücks Ankündigung, einen Teil der
Wahrheit über seine Nebeneinkünfte offenzulegen, vollständig. Sein
guter Wille folgt wohl nur dem Kalkül der Schadensbegrenzung. Eines
persönlichen Schadens, mit etwas gutem Willen mag man den Schaden für
seine Partei hinzuzählen, auch sie braucht für den Spott derzeit
nicht extra zu sorgen. Um den Schaden, der aus der Verquickung von
Politik und Wirtschaft entsteht, wenn diese sich im gegenseitigen
Auftrag zu Vorteilen verhelfen, geht es Steinbrück dann also nicht.
Doch dieser Schaden ist der eigentliche Grund zur Sorge und für den
Ruf nach Transparenz, der nun laut wird. Weil, anders als Steinbrück
es mit Blick auf seine Einkünfte, aber womöglich auch mit Blick auf
die von ihm präferierten Teile der Wirtschaft als wünschenswert
empfinden mag, der Schutz des Privaten für immer mehr Menschen
wegfällt. Gerade in der Krise, für die Steinbrück Fachmann zu sein
vorgibt, zählt Privates rein gar nichts, wenn es sich nicht mit
Wirtschaftsmacht zu schützen weiß. Die Privatheit der überwiegenden
Mehrheit wird hingegen systematisch geopfert, Hartz IV war nur ein
Vorläufer. Darin diktatorische Züge zu erkennen, wäre nicht absurd,
kommt Steinbrück aber nicht in den Sinn. Seine Sorge gilt der
Privatheit der Privilegierten. Die ist auch in Diktaturen
unantastbar. Statt dessen sind Transparenz und Diktatur für ihn ein
Begriffspaar und damit dann auch Demokratie und Intransparenz.
Welcher Ausweis an Qualifikation!
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