WAZ:Ärzte tun sich keinen Gefallen. Kommentar von Daniel Freudenreich

Das erlebt man auch nicht alle Tage: Es gibt eine
Einigung im Honorarstreit und die niedergelassenen Ärzte gehen
trotzdem auf die Straße. Damit tun sie sich keinen Gefallen. Zum
einen treffen die Proteste den Patienten und damit das schwächste
Glied in der Kette. Zum anderen mag bei vielen Bürgern der Eindruck
hängen bleiben, dass die Ärzte den Hals nicht voll bekommen können.
Denn bis zu vier Prozent mehr Honorar sind nicht wenig. Näher
betrachtet ist die Wut der Mediziner aber nachvollziehbar. Denn die
Verteilung der Honorare ist ungerecht und viel zu kompliziert. Es
gibt immense Verdienstunterschiede zwischen den Fachrichtungen und
den Regionen, in denen ein Mediziner arbeitet. Im Zweifelsfall sehen
manche Ärzte vom Honorarplus wenig. Eigentlich ist genug Geld im
System. Jetzt käme es vor allem auf eine gerechte Verteilung der
Mittel an. Doch daran scheitert die Selbstverwaltung seit Jahren.
Wenn sie für eine bessere Vergabe nicht sorgen kann, muss irgendwann
der Gesetzgeber eingreifen.

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