Allg. Zeitung Mainz: Wackelige Statistik / Kommentar zum Kita-Ausbau

Das Statistische Bundesamt hat mit der gestrigen
Veröffentlichung der Kita-Betreuungsquoten und vor allem den
Schlüssen, die man daraus gezogen hat, weder sich noch den auf
Kinderbetreuung angewiesenen Eltern einen Gefallen getan. Wer mit
sorgfältigen Berechnungen einer politischen Forderung Nachdruck
verleihen kann, sollte das tun. Wenn die Zahlen allerdings auf solch
wackeligen Füßen stehen, ist Zurückhaltung angesagt. Denn Panikmache
können Eltern, die sich ohnehin schon ernste Gedanken darüber machen,
ob sie einen Kita-Platz für ihr Kind bekommen, nicht gebrauchen. Sie
wollen konkrete und richtige Angaben. Aber natürlich ist es naiv, in
der aktuellen Diskussion die Bedürfnisse der Eltern in den
Vordergrund zu stellen. Ein knappes Jahr vor der nächsten
Bundestagswahl geht es, wie bei allen politischen Themen in der
jüngsten Zeit, überwiegend um Wahlkampf. Und da versuchen Bund und
Länder, sich mit Blick auf den Kita-Ausbau gegenseitig den Schwarzen
Peter zuzuschieben. Denn in solchen Zeiten kann schließlich niemand
Eltern gebrauchen, die wegen großartig versprochener und dann
fehlender Kita-Plätze vor Gericht ziehen. Dabei ist unabhängig von
der Frage, in welchem Bundesland und in welcher Stadt am Stichtag 1.
August wie viele Plätze fehlen werden schon heute eines klar: Es
werden auf jeden Fall Plätze fehlen. Und es wird streitbare Eltern
geben, die ihren Rechtsanspruch einklagen werden. Denn zwei Probleme
werden sich bis zum 1. August 2013 auch nicht mithilfe der Statistik
lösen lassen: Nach wie vor fehlt den Kommunen Geld für den weiteren
Ausbau von Kita-Plätzen und es fehlt an Erzieherinnen, die die Kinder
betreuen.

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