So richtig rund läuft es für Peer Steinbrücks
Kanzlerkandidatur nicht. Seine eigene Partei mag ihn seit eh und je
nur teilweise, dann kam die Debatte um die Nebeneinkünfte des
gefragten Redners. Und jetzt geht ihm auch noch ein gerade erst
installierter Berater wegen einer möglicherweise schillernden, auf
alle Fälle aber für Sozialdemokraten problematischen beruflichen
Vergangenheit verloren. Da fällt einem die alte Fußballer-Weisheit
ein, die da lautet „Erst hast du kein Glück, und dann kommt auch noch
Pech dazu.“ Aber nicht nur wegen des verkorksten Starts in seine
Kandidatur steht Steinbrück vor einem kaum auflösbaren Dilemma. Die
gestrige Debatte im Bundestag hat dies überdeutlich gezeigt. Als
Finanzminister der Großen Koalition hat er etwa bei der Euro-Krise
Positionen vertreten, die Angela Merkel heute noch hat. Wollte sich
Steinbrück jetzt auf die Linie seiner Partei begeben, um die
Kanzlerin wirklich glaubhaft und nicht nur in der ritualisierten Form
des Rededuells angreifen zu können, müsste er sich sozusagen von
seiner eigenen Vergangenheit lossagen. Auf das Kurzzeitgedächtnis der
Wähler braucht er nicht zu hoffen, CDU und FDP werden Steinbrücks
Glaubwürdigkeitsproblem nicht ungenutzt lassen. Dagegen nimmt sich
der Verlust eines Beraters nun wirklich nicht dramatisch aus. Wir
haben gestern ganz tief in die heraufziehende Dramaturgie des
Bundestagswahlkampfes schauen können: Steinbrück wird bis zur Wahl
ein rhetorisches Feuerwerk nach dem anderen abbrennen, Merkel wird
sie kühl bis ans Herz an sich abperlen lassen. Weil sie ihn jederzeit
stellen kann. Und sei es, indem sie ganz einfach eines der alten
Redemanuskripte ihres Ex-Ministers auspackt.
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