Neue Presse Hannover: Weg aus der Isolation Kommentar von Harald John

Was für eine Woche für Christian Wulff. Am Anfang
stand die Trennung von seiner Frau Bettina, die er „abgöttisch“
geliebt hatte. Am Ende der Woche nun wird bekannt, dass der
Altbundespräsident offenbar nicht mit einer Anklage wegen Korruption
zu rechnen hat.

Das eine ist eine persönliche Tragödie, das andere Ergebnis
langwieriger staatsanwaltschaftlicher Ermittlungen. Und dazwischen
steht ausgerechnet Bettina Wulffs Mutter, die den verstoßenen
Schwiegersohn entlastet hat. Denn Inge Körner belegt die Version,
dass die Wulffs ihre Hotelaufenthalte und Zimmer-Upgrades
nachträglich mit Bargeld beglichen, welches sie seit dem
Weihnachtsfest in einer Schublade ihres Klinkerhauses gehortet
hatten. Das klingt abenteuerlich, ist aber juristisch nicht zu
verfolgen.

Einfach hat es sich die Staatsanwaltschaft nicht gemacht. Die
Untersuchungen, die Nachfragen, das Studium zahlloser Festplatten und
Papiere haben sich bis in neue Jahr hingezogen. Eigentlich sollten
die Ergebnisse erst nach der Landtagswahl veröffentlich werden. Dass
sie nun vorzeitig bekannt wurden, dürfte kein Zufall sein. Großen
Einfluss auf die Wahl hat die Veröffentlichung aber nicht, zu klar
haben sich die CDU und ihre Spitzenkandidat McAllister vom Vorgänger
Wulff abgegrenzt.

Nach Monaten der Häme und Tagen des Mitleids strahlt für Christian
Wulff erstmals wieder ein Fünkchen Hoffnung durch die graue
Januarwolkendecke. Bisher hat er sein Versprechen, während der Dauer
der staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen zu schweigen, gehalten. Da
diese in Kürze auch offiziell beendet sein werden, können wir mit
Spannung warten, wie Wulff die Zeit unter dem Generalverdacht erlebt
hat. Eine politische und wohl auch menschliche Rehabilitierung steht
an – es könnte ein Weg sein aus der Isolation.

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Petra Rückerl
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