Pressemitteilung
Deutsche Umwelthilfe fordert mehr Verantwortung für Klimaschutz im
Verkehr
Die Deutsche Umwelthilfe e. V. (DUH) hat die Bundesregierung
eindringlich davor gewarnt, bei der Verhandlung der künftigen
Pkw-Verbrauchsgrenzwerte in der EU wie schon bei der ersten
Festlegung 2008 erneut als Bremser aufzutreten. Nach Informationen
der DUH will die Bundesregierung ihre Position zu den Vorgaben der
EU-Kommission über den CO2-Ausstoß von Pkw für die Jahre 2020 bis
kommenden Montag (4. Februar) bekannt geben. Die DUH fürchtet, dass
die Bundesregierung die nach Überzeugung der Umwelt- und
Verbraucherschutzorganisation ohnehin zu schwachen Vorschläge der
EU-Kommission weiter verwässern und abschwächen will. Damit würde sie
das wirksamste Instrument zur Verminderung der Klimagasemissionen aus
dem Straßenverkehr aufs Spiel setzen.
„Angela Merkel muss endlich Verantwortung für den Klimaschutz im
Verkehr übernehmen. Sie darf sich nicht schon wieder den
kurzsichtigen Gewinninteressen einiger deutscher Autobauer beugen“,
sagt der DUH-Bundesgeschäftsführer Jürgen Resch. „Wer die Ökobilanz
der Fahrzeugflotten durch Anrechnungsverfahren und Sonderregelungen
beschönigt, gefährdet die Umwelt und Klima.“
Der Vorschlag der EU-Kommission zur Überarbeitung der Verordnung
443/2009, die die Emissionswerte für Pkw regelt, wurde im Sommer 2012
veröffentlicht. Er sieht vor, dass neue Pkw in Europa im Jahr 2020 im
Durchschnitt nicht mehr als 95 g CO2/km emittieren dürfen. Die DUH
setzt sich für deutlich niedrigere Grenzwerte von 80 g CO2/km im Jahr
2020 und darüber hinaus für 60 g CO2/km im Jahr 2025 ein. Diese
Zielsetzung sei technisch machbar, aus Klimaschutzgründen
unausweichlich und volkswirtschaftlich wünschenswert. Das zeigt auch
die aktuelle Studie des renommierten International Council on Clean
Transportation (ICCT). Sie kommt zu dem Schluss, dass die
Investitionskosten je Fahrzeug für die Minderung der Emissionen von
130 g CO2/km auf 95 g CO2/km in Europa nur 1000 Euro betragen. Bei
Erreichung des Zielwertes von 95 Gramm können Verbraucher gemessen an
heutigen Kraftstoffpreisen und Fahrleistungen jährlich 350-450 Euro
Kosten einsparen.
Der Verband der Automobilindustrie (VDA) und der
Europaparlamentarier im Umweltausschuss, Thomas Ulmer (CDU), haben
sich bereits in den vergangenen Monaten für weitere Abschwächungen
der von der EU-Kommission vorgeschlagenen Emissionsgrenzwerte durch
die Hintertür stark gemacht. Nach Informationen der DUH will die
Bundesregierung diese Position teilweise übernehmen. Konkret geht es
um so genannte „Supercredits“ und die Zulassung eines „Bankings“.
Unter „Supercredits“ versteht man die Mehrfachanrechnung von
Elektrofahrzeugen und Fahrzeugen mit Plug-In-Hybridtechnologie, die
nach geltender Bewertung nicht mehr als 50 g CO2/km emittieren.
Dadurch würde sich der Grenzwert, der von der realen Flotte
eingehalten werden muss, erhöhen, die Verbrauchswerte würden
langsamer sinken. „Supercredits“ stellen letztlich einen Anreiz zur
Förderung von Nischenfahrzeugen dar, der dazu führt, dass die Masse
der Autos auf unseren Straßen mehr emittieren darf als es der
Kommissionsvorschlag vorsieht.
„Es kann nicht sein, dass die Bundesregierung wirksamen
Klimaschutz im Verkehr opfert, um ihrem unrealistischen Ziel von
einer Million Elektroautos bis 2020 ein kleines Stück näher zu
kommen“, sagt die Leiterin des Verkehrsbereichs der DUH, Dorothee
Saar.
Ebenso kontraproduktiv für den Klimaschutz würde das so genannte
„Banking“ nach Überzeugung der DUH wirken. Das „Banking“ erlaubt es
dem Hersteller, den ihm nach dem Gewicht und der Anzahl der
verkauften Fahrzeuge zustehenden jährlichen Wert bei Unterschreitung
als Differenz für eine spätere Phase anrechnen zu lassen. Mit dem
Banking könnten bis 2020 CO2-Guthaben angespart werden, die die
Einführung des 95-Gramm-Grenzwertes faktisch weiter aufschieben
würden. Die DUH fordert die Bundesregierung auf, Bilanzierungstricks
und Verwässerungen wie „Supercredits“ oder „Banking“ abzulehnen und
in Brüssel nicht erneut als reine Interessenvertretung der deutschen
Autohersteller aufzutreten.
Pressekontakt:
Jürgen Resch, Bundesgeschäftsführer
Mobil: 0171 3649170, E-Mail: resch@duh.de
Dorothee Saar, Leiterin Verkehr und Luftreinhaltung
Mobil: 0151 16225862, E-Mail: saar@duh.de
Daniel Eckold, Pressesprecher
Tel. 030 2400867-22 Mobil: 0151 55017009, E-Mail: eckold@duh.de