Allg. Zeitung Mainz: Misere / Mario Thurnes zur Pflege

Magda macht das schon. Dass die Altenpflegerin aus
Polen kommt, ist ein Klischee, das schon so gängig ist, dass RTL
daraus eine Abendserie rund um besagte Magda gemacht hat. Was im
Fernsehen manchmal lustig ist, hat einen ernsten Hintergrund: Die
Pflege, vor allem die häusliche, steht und fällt mit Hilfskräften aus
dem Ausland. Dass es eine Dunkelziffer in Sachen Schwarzarbeit gibt,
dürfte jedem klar sein. Wie weit verbreitet dieses Delikt aber ist,
gehört zu den Themen, die gerne totgeschwiegen werden. Denn anders
als bei anderen Verbrechen lässt sich diese Form der Schwarzarbeit
zumindest verstehen: Die Pflege eines Angehörigen überlastet viele –
sei es finanziell, körperlich, emotional oder intellektuell. Dennoch
kann ein Staat nicht hinnehmen, dass ein Delikt derart verbreitet
ist. Wer hartnäckig schwarzarbeiten lässt, muss strafrechtlich
verfolgt werden. Den Angehörigen aber, die unabsichtlich in eine
Misere rutschen, sollte der Staat helfen. Aus Eigeninteresse ebenso
wie aus Mitmenschlichkeit. Das fängt damit an, dass die reguläre
Einstellung eines Pflegers nicht so viel bürokratischen Aufwand
verursachen sollte, dass dafür ein Buchhalter nötig wird. Das endet
damit, dass ordentliche Pflege nicht an den finanziellen
Möglichkeiten der Angehörigen scheitern darf. Und „ordentlich“
bezieht sich nicht nur auf die Qualität der Pflege an sich, sondern
auch darauf, dass sie den Vorschriften gemäß angemeldet wird. Wir
sind ein Land, das im Schnitt immer älter wird: Ein gutes
Pflegesystem gehört daher zu unseren wichtigsten Aufgaben.

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