Allg. Zeitung Mainz: Noch der Richtige? / Kommentar zur SPD

Gäbe es die Linke nicht, Angela Merkel könnte sich
schon mal in Ruhe Gedanken darüber machen, wie sie als Kanzlerin an
der Spitze einer absoluten Mehrheit die Republik allein nach ihren
Vorstellungen in die Zukunft führen würde. Denn SPD und Grüne kommen
derzeit zusammen gerade einmal auf 40, die Union allein auf höchst
komfortable 42 Prozent. Doch bis zum Herbst ist es noch lang hin, da
könnte noch viel passieren. Zum Beispiel, dass Peer Steinbrück
endlich zur Besinnung kommt und anfängt, sich den Wählern als ernst
zu nehmender Politiker einer ernst zu nehmenden Partei mit ernst zu
nehmenden Themen zu präsentieren, statt über Kanzlergehälter zu
schwadronieren. Viel Zeit kostet den Mann mit der Vorliebe für
Klartext – wenn es um andere geht – auch das tägliche Bemühen, immer
neue Hinweise auf seine Vorliebe für ordentliche Honorare einzuordnen
– man könnte auch sagen zu rechtfertigen. Weil dies dem Rest der SPD
auch schon aufgefallen ist, hat sie beschlossen, endlich mit Themen
Gas geben, von denen sie meint, Angela die Große in den kommenden
Monaten so unter Druck setzen zu können, dass Peer Steinbrück gegen
sie noch eine Chance bekommt. Soziale Gerechtigkeit heißt der
Kampfruf, der die Union in die Enge treiben und Rot-Grün auskömmliche
Zustimmungszahlen bescheren soll. Mietpreisbremse,
Heizkostenzuschüsse, bezahlbarer neuer Wohnraum, kurzum bezahlbares
Wohnen in einer sozialen Stadt, lautet das Thema, mit dem Steinbrück
punkten soll. Ein gutes Thema, keine Frage. Stellt sich nur die
Frage, ob einer wie er noch der Richtige ist, solch einen Kreuzzug
gegen eine Kanzlerin glaubhaft anzuführen, die das Thema – wenn auch
(noch) nicht entschieden genug – längst auf ihrer Agenda hat.

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