Es ist dies eine der Studien, die die Frage
aufwerfen: Brauchen wir sie? Um die Antwort gleich vorwegzunehmen:
Nein, diese Untersuchung des Instituts YouGov über Wertvorstellungen
von Otto Normalbürger auf der einen und Politikern in Bund, Ländern
und Kommunen auf der anderen Seite ist überflüssig. Welchen
Erkenntniswert hat es, dass 63 Prozent der Mandatsträger
Gerechtigkeit und 55 Prozent Toleranz für wichtig halten, die
Zustimmung der Bürger zu beiden Begriffen währenddessen aber nur bei
43 beziehungsweise 31 Prozent liegt? Oder, dass 29 Prozent der Bürger
und 19 Prozent der Politiker auf Hilfsbereitschaft setzen? Nur mit
viel gutem Willen lässt sich damit die These der Autoren der Studie
ableiten, die Politik bevorzuge abstrakte Werte, während die Bürger
konkrete Tugenden für wichtig erachteten. Mindestens gewagt mutet vor
dem Hintergrund der erhobenen Daten die Warnung an, unsere
Volksvertreter dürften nicht die Bodenhaftung verlieren. Dass sich
die Lebenswirklichkeiten von Politikern und Bürgern teils stark
unterscheiden, gehört ins Reich der Binsenweisheiten. Für diese
Erkenntnis hätte es der Studie gleichfalls nicht bedurft. Die
Untersuchung hat kaum Greifbares, dafür umso mehr Banalitäten, eine
fragwürdige Interpretationskunst und unzulässige Schlussfolgerungen
ihrer Autoren zutage gefördert. Perspektivisch krankt sie zudem
daran, dass die Jüngeren unter 30 bei den befragten Politikern und
Bürgern deutlich unterrepräsentiert sind. Fazit: ein Muster ohne
Wert.
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Florian Giezewski
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