Die Gerüchte über angebliche Verbindungen Bettina
Wulffs zum Rotlicht-Milieu sind nicht neu. Hinter vorgehaltener Hand
bekam man sie seit geraumer Zeit aufgetischt. Dass Wulff sich nun
öffentlich dagegen wehrt, ist ihr gutes Recht. Man hält zwar
prinzipiell im Biotop Hannover, in dem Rockerbanden oder flexible
Finanzdienstleister eine besondere Form niedersächsischen Glamours
bildeten, wenig für ausgeschlossen. Aber was zu viel ist ist zu viel:
Die Art und Weise, wie ohne Belege über die Frau des ehemaligen
Bundespräsidenten spekuliert wird, ist ebenso unsäglich wie die
Unterstellung, die PR-Expertin beginne ausgerechnet jetzt mit ihrem
Kreuzzug, wo niemand mehr über sie rede, die Veröffentlichung ihres
Buches aber kurz bevorstehe. Man sollte die ganze Angelegenheit also
schleunigst abhaken. Wäre da nicht der spezielle Aspekt „Google“:
Über die Suchmaschine wird das Thema Wulff, weil in der momentanen
Aufregung wie wild geklickt wird, in einer negativen Spirale massiv
verstärkt. Und Google ist trotz anderslautender Beteuerungen
scheinheilig genug, im Gegensatz zu vergleichbaren Fällen keine
Selbstzensur zu betreiben, sondern das Geschäft mitzunehmen. Mit
Sicherheit auch deshalb, weil die deutsche Justiz zahnloser ist als
die US-amerikanische. Der Kampf „Wulff gegen Google“ ist also
durchaus spannend. Noch interessanter ist aber, was das alles über
uns selbst verrät: Google ist dumm, ein bloßer Spiegel der
Gesellschaft ohne eigene Intelligenz. Die Maschine bildet nur ab, was
(zu) viele fragen oder wahrhaben wollen. Wer qualifizierte
Informationen sucht, sollte sich an seriöse, journalistische Quellen
halten. Dass ausgerechnet die von den Medien gebeutelte Bettina Wulff
dies jetzt nolens volens klarstellen könnte, ist eine der großen
Ironien des Jahres 2012.
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Allgemeine Zeitung Mainz
Florian Giezewski
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