Christian Wulff wird gerne falsch zitiert. Und da
der ehemalige Bundespräsident inzwischen so etwas wie eine Persona
non grata ist, kann er sich dagegen kaum wehren. Christian Wulff hat
2010 nicht gesagt, dass der Islam – im Gegensatz zum
christlich-jüdischen Erbe – Deutschland präge. Er hat gesagt, der
Islam gehöre – inzwischen – auch zu Deutschland. Das heißt nicht,
dass wir die Islam-Debatte nicht führen müssten. Aber wir müssen sie
ebenso redlich wie klar führen. Der Islam gehört nicht nur zu
Deutschland, weil vier Millionen Muslime mit uns zusammenleben. Er
gehört auch zu Deutschland, weil Religionsfreiheit ein Pfeiler
unserer Verfassung ist. Ein Pfeiler, der übrigens auch dafür steht,
dass der politische Islam nicht zu Deutschland gehört. Ebenso wenig
wie die Unterdrückung der Frau, was wiederum nicht mit dem Tragen
eines Kopftuches gleichzusetzen ist. Die Frage ist also nicht, ob der
Islam – inzwischen – zu Deutschland gehört, sondern welcher Islam zu
Deutschland gehört? Und die Frage ist, wie wir die vielen gemäßigten
Muslime nicht vor den Kopf stoßen, und damit in die Arme der
orthodoxen Islamverbände treiben. Horst Seehofer, der nicht nur
Heimatminister, sondern in erster Linie Verfassungsminister ist, weiß
das natürlich. Und spricht doch bewusst anders. Damit profiliert er
allerdings nicht die konservativen Kräfte in der Union. Er spaltet
vielmehr CDU und CSU, er spaltet die Regierung, und er stärkt die
AfD. Und alles nur, um Markus Söder am Tag seiner Vereidigung als
bayerischer Ministerpräsident die Schau zu stehlen? Armes
Deutschland.
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