Arzt gibt Suizidhilfe in bis zu 200 Fällen zu / Uwe Christian Arnold vermittelt tödliche Medikamente in Deutschland / Verein von Roger Kusch leistete seit 2010 in 32 Fällen Suizidhilfe

Der Urologe Uwe Christian Arnold hat in bis zu 200
Fällen Patienten beim Suizid geholfen – fast ausschließlich in
Deutschland. In einem Interview mit dem ARD-Politikmagazin „Report
Mainz“ antwortet Arnold auf die Frage, wie vielen Menschen er bislang
geholfen habe: „Mit denen ich Kontakt hatte, vielleicht 150 bis 200.“
Seit 15 Jahren sei er in Deutschland als Sterbehelfer unterwegs. Er
sorge dafür, dass schwerkranke Patienten in den Besitz von
Medikamenten kommen, mit denen sie Suizid begehen können. Auf die
Frage, ob er dabei sei, wenn die Menschen sterben, sagt Arnold: „Das
möchte ich nicht beantworten. Das ist, glaube ich, zu gefährlich.
Aber Sie sehen schon an der Art und Weise wie ich ausweiche, dass ich
das in Einzelfällen schon mache.“ Uwe Christian Arnold ist in der
Sterbehilfe-Szene kein Unbekannter. Er war nach der Gründung der
deutschen Sektion des umstrittenen Schweizer Sterbehilfevereins
„Dignitas“ im Jahr 2005 mehrere Jahre lang 2. Vorsitzender von
Dignitas-Deutschland.

In einem weiteren Interview von „Report Mainz“ hat Roger Kusch,
ehemaliger Hamburger Justizsenator, bestätigt, dass sein
Sterbehilfeverein 32 Menschen beim Suizid von Anfang 2010 bis Ende
Mai 2011 unterstützt habe. Roger Kusch sagt, er arbeite mit Ärzten
zusammen, denen der Verein „völlige Anonymität“ zusichere: „Wir sind
in keinem einzigen Fall gezwungen gewesen, aus organisatorischer
Überforderung einen Wunsch abzulehnen.“

In der ARD-Sendung „Report Mainz“ berichtet auch eine weitere
Ärztin über heimliche Suizidhilfe, die sie schon in zehn Fällen
geleistet habe. Sie besorge mit Eigenrezepten Medikamente und sei
beim Suizid der Schwerkranken dabei: „Nach der Einnahme der
Medikamente, wenn der Tiefschlaf beginnt, verlasse ich den Raum und
halte mich in einem Nebenraum auf und überzeuge mich in gewissen
Abständen, ob der Tiefschlaf anhält, solange bis der Tod eingetreten
ist“, sagt sie im Interview mit „Report Mainz“.

Der vergangene Woche gewählte Präsident der Bundesärztekammer, Dr.
Frank Ulrich Montgomery, sagt auf die Frage von „Report Mainz“, ob er
wisse, dass in Deutschland Sterbehelfer unterwegs seien: „Mir ist
nicht bekannt, dass Ärzte als Sterbehelfer unterwegs sind und ich
kenne keine Fälle.“

Der Ärztetag in Kiel hatte vergangene Woche das Berufsrecht
verschärft und ein explizites Verbot des ärztlich assistierten
Suizides beschlossen. Der Münchener Medizinrechtler Wolfgang Putz
kritisiert in „Report Mainz“ den Beschluss des Ärztetages: „Das
Problem ist, dass sehr viele Patienten nicht nur zu dubiosen
Organisationen, sondern auch in die Heimlichkeit getrieben werden und
damit die Kontrolle verschenkt wird, ob man diesen Menschen nicht
noch hätte helfen können und das ist die Traurigkeit dieses
Beschlusses.“

Auch der Berliner Palliativmediziner und Buchautor, Dr. Michael de
Ridder, kritisiert das standesrechtliche Verbot des ärztlichen
Suizides: „Die Ärzteschaft hat diesen Patienten, denen mit
palliativmedizinischen Mitteln nicht mehr geholfen werden kann, die
Arme zu öffnen. Sie darf sie nicht alleine lassen. Und das genau tut
sie mit diesem Beschluss.“

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Bei Fragen wenden Sie sich bitte an „Report Mainz“, Tel.:
06131/929-3351.