Badische Neueste Nachrichten: Ein Riesenschritt

Januar 2017, vor dem Kapitol in Washington wird
die erste Präsidentin der Vereinigten Staaten vereidigt, Hillary
Clinton im Zenit ihres Comebacks. Hinter ihr auf den Rängen sitzt die
erste Notenbankchefin des Landes, Janet Yellen, eine Frau, deren
Worte Märkte bewegen. Und den Kommentar in der „New York Times“
schreibt Jill Abramson, die erste Chefredakteurin in den Annalen
einer der angesehensten Zeitungen der Welt. Sicher, so ein Szenario
enthält manche Unbekannte, zumal noch gar nicht feststeht, ob sich
Hillary Clinton die erbarmungslose Härte des Kandidatenmarathons noch
einmal antun möchte. Aber Abramson hat die Männerbastion bereits
gestürmt, und Yellen kann jetzt nur noch eine republikanische
Totalblockade im Senat daran hindern, Gleiches zu tun. Amerika
schreibt gerade Geschichte. Es geht vielleicht unter in einer Zeit,
da seine Regierung zur Hälfte stillgelegt ist und der bis zur
Handlungsunfähigkeit zerstrittene Kongress eine Reaktionsmischung aus
Häme und fassungsloser Faszination erregt. Nur ändert es nichts am
Riesensprung, den gerade die offizielle Nominierung Yellens bedeutet.
Traditionell waren es Männer, die den Planeten Notenbank dominierten.
Bald wird die mächtigste Notenbank der Welt von einer kleinen,
zierlichen Frau geführt. Perlenkette statt Nadelstreifen. Allein
schon die Optik: Was für eine Zäsur! Freilich ist es ein Job, um den
Yellen keiner beneidet. Gewiss, die Federal Reserve ist politisch
unabhängig. Aber im Zeichen des Parteienstreits steht sie doch, sie
steht im Zeichen des rebellischen Aufbegehrens der Tea Party, die auf
brachiales Sparen setzt und deren härteste Fundamentalisten die Fed
als verhasstes Instrument eines dirigistischen Zentralstaates
abschaffen möchten.

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Badische Neueste Nachrichten
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