Musste das alles sein? Ein alter Mann macht sich
Sorgen um den Weltfrieden, und er hat Recht: Wie leicht entsteht aus
einem begrenzten, scheinbar leicht kontrollierbaren Konflikt ein
Flächenbrand. Siehe das Attentat von Sarajevo: Der Erste Weltkrieg,
der durch eine Strafaktion gegen Serbien ausgelöst wurde, kostete 17
Millionen Menschen das Leben. Nun ist Günter Grass nicht irgendein
alter Mann. Ihn ziert der Literatur-Nobelpreis des Jahres 1999. Nach
all dem politischen Engagement, das Grass zeitlebens an den Tag
gelegt hat, darf man annehmen, dass er diese Würde als Verpflichtung
begreift. Und dass er es deshalb als seine moralische Aufgabe sah,
die Stimme zu erheben, weil er doch durch die Ehrung, die ihm
zuteilwurde, eine herausragende Stellung einnimmt. Weshalb denn sein
Wort womöglich friedensstiftend wirken könnte. Hier liegt das
Problem. Günter Grass ist nicht nur ein hoch dekorierter Dichter, er
ist Deutscher. Die Deutschen aber stehen in dem Ruf, notorische
Besserwisser zu sein, Streber des Weltgeistes, die allen und jedem
sagen müssen, wo es lang geht. Man mag darüber streiten, ob dieses
Bild nicht nur ein schales Klischee ist. Nur hat es jetzt Günter
Grass leider bestätigt. Denn, Hand aufs Herz: Ist es nicht Hochmut zu
meinen, man könne mit einem – obendrein ziemlich dürftig
zusammengeschusterten Poem – einen Atomkrieg verhindern? Nur weil man
Günter Grass heißt? Der Autor steht mit seinen Befürchtungen gewiss
nicht allein. So wäre es eine schöne Geste gewesen, wenn er sich in
aller Demut jenen Israelis zugewandt hätte, die wie er einen so
genannten Präventivschlag gegen den Iran ablehnen. Grass zog die Pose
des Moralapostels vor – jetzt schreien alle Skandal, der Meister
fühlt sich verfolgt und wo zuvor von Bedrohung die rede war, geht es
nur noch um Eitelkeit und Ressentiments.
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