Und es ist wieder schiefgegangen: Die Sanierung der
Staatsoper Unter den Linden wird fast 46 Millionen Euro teurer als
geplant, wahrscheinlich ist auch der geplante Eröffnungstermin am
3.Oktober 2015 nicht zu halten. Diese schlechte Nachricht musste
Senatsbaudirektorin Regula Lüscher jetzt den Berlinern überbringen.
Wer sich an die Pleiten und Pannen beim künftigen Großstadtflughafen
BER erinnert fühlt, der liegt damit ganz richtig.
Beim Flughafen musste die Eröffnung schon drei Mal, bei der
Staatsoper zuvor schon zwei Mal verschoben werden. Zuletzt Ende Mai
dieses Jahres. Damals verkündete die Senatsbaudirektorin, dass man
überraschend in 17 Meter Tiefe mittelalterliche Holzpfähle gefunden
habe, dass deshalb die Betonsohle für die Oper verdoppelt werden
müsse. Warum die Planer von solchen Pfählen überrascht werden
konnten, versteht auch ein Nicht-Fachmann nicht, ist doch seit Langem
bekannt, dass in Berlins Mitte das Grundwasser hoch steht. Im
Mittelalter und den nachfolgenden Jahrhunderten haben die Menschen
auf solche Baulösungen zurückgegriffen. Das können, das müssen die
Experten wissen. Und damit nicht genug: Frau Lüscher war sich im Mai,
also vor sechs Monaten, ganz sicher, dass der vor allem vom Bund
getragene Kostenrahmen in Höhe von 250 Millionen Euro nicht
überschritten werde. Zweifler wies sie zurück. Nur leider hatten die
alle recht. Jetzt wird das Vorzeige-Opernhaus der Stadt nochmals 46
Millionen Euro teurer, der Bund lehnt es gleichzeitig ab, sich an
diesen Mehrkosten zu beteiligen. Also zahlt der Berliner Steuerzahler
– in der vagen Hoffnung, dass es damit dann auch getan ist, dass die
Staatsoper Unter den Linden ab 2016 endlich wieder besucht werden
kann.
Ist das Dilettantismus? Unfähigkeit? Hat Berlin die falschen
Bauherren und -frauen? Sind die Planungsbüros überfordert? War die
Bauplanung von Anfang an zu optimistisch, waren die Kosten von Beginn
an zu niedrig angesetzt? In Deutschland hat man sich zwar daran
gewöhnt, dass sich Großprojekte verzögern und dass sie teurer werden
als gedacht. Stuttgart 21 und die Elbphilharmonie sind imposante
Beispiele.
Aber warum kommt in Berlin scheinbar alles so viel schlimmer? Egal
ob beim Flughafen BER oder bei der Staatsoper – es ist wohl von allem
etwas dabei. Dilettantische Planung, falsche Kostenansätze,
überforderte Bauherren. Beim BER wurde beispielsweise im letzten Jahr
vor der geplanten Eröffnung am 3.Juni 2012 noch massiv in die
Baupläne eingegriffen, Hunderte von Änderungen wurden vorgenommen.
Bis heute wurden die Bauarbeiten noch nicht wieder in vollem Umfang
aufgenommen, inzwischen gilt es als wahrscheinlich, dass auch der
anvisierte Eröffnungstermin am 27.Oktober 2013 nicht zu halten ist.
Und die Kosten explodieren auch hier. Der Regierende Bürgermeister
und Aufsichtsratsvorsitzende Klaus Wowereit (SPD) wollte am Mittwoch
nicht ausschließen, dass es noch unangenehmer wird – für den BER,
wahrscheinlich auch für ihn, vor allem aber für den Steuerzahler.
Denn er muss das Geld aufbringen.
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