DER STANDARD-Kommentar „Misli veliko!“

Niemand wird dem roten Staatssekretär Josef
Ostermayer ernsthaft vorwerfen, er sei ein Bosnigl. Im Gegenteil, er
ist der erste Regierungspolitiker, der sich wirklich bemüht um die
österreichischen Volksgruppen, sie nicht bloß als symbolische
Manövriermasse sieht, auf deren Feuer sich so manches Süppchen kochen
lässt. Umso ernüchternder das Resultat seiner Mühen ums neue
Volksgruppengesetz. In den Volksgruppenorganisationen ist man ja
nicht einmal empört; eher überrascht darüber, dass die heimische
Politik so mieselsüchtig, ja kleingeistig umgeht mit einem Thema, das
das Land im Grunde beflügeln und inspirieren sollte, könnte, müsste.
Ostermayer weiß das. Er kommt aus Schattendorf und kennt deshalb die
Sprache derer, die in Pajngrt leben und in Rasporak. „Misli veliko!“,
sagen die dort, wozu die Amerikaner von jeher und nicht zu ihrem
Schaden „Think big!“ sagen. Zwei Krowoten sitzen in der
Bundesregierung. Beide verlängern Österreich in den slawischen
Sprachraum. Niki Berlakovich sagt das ausdrücklich: „Mit den Kollegen
aus Slowenien, Tschechien, der Slowakei, Polen – da redx{2588} ich
Muttersprache.“ Dem Norbert Darabos wird es nicht viel anders gehen.
Beide machen Österreich größer. Sich nach der Decke der FPÖ – oder
gar FPK – zu strecken, macht das Land winzig, ja marginal. Ein
ordentliches, gx{2588}scheites, großzügiges Volksgruppengesetz ist
also eine Sache, die weniger die Volksgruppe angeht – sondern uns
alle miteinander.

Rückfragehinweis:
Der Standard, Tel.: (01) 531 70/445

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