Nach dem Willkürurteil gegen Julia Timoschenko hat
Brüssel jede Illusion verloren. Nun soll auch ein fast fertig
ausgehandeltes Assoziierungsabkommen, das der Ukraine große
wirtschaftliche Vorteile gebracht hätte, erst einmal ausgesetzt
werden. Man kann das, unter Hinweis auf die erfolgreiche
Wandel-durch-Annäherung-Politik der siebziger und achtziger Jahre für
einen strategischen Fehler halten. Aber das Argument sticht nicht.
Die ostmitteleuropäischen Staaten des früheren kommunistischen
Einflussbereichs waren von einem unbändigen Freiheitswillen beseelt,
der Bürger und Politiker Richtung Europäische Union trieb. Daran
mangelt es im offiziellen Kiew genauso wie in Minsk. Beide Länder
wollen die wirtschaftlichen Vorteile der EU, ohne deren Werte zu
teilen. Wir sollten sie erst einmal in Ruhe lassen. Probleme haben
wir ohne sie schon genug.
Pressekontakt:
Der Tagesspiegel
Chef vom Dienst
Thomas Wurster
Telefon: 030-29021 14013
E-Mail: cvd@tagesspiegel.de