Auf ihrer Mitgliederversammlung in Kamen (Kreis
Unna) hat die Deutsche AIDS-Hilfe (DAH) am Wochenende in einem
Zukunftspapier ihre Ziele und Arbeitsschwerpunkte bis zum Jahr 2020
festgeschrieben.
Dank der schnellen Fortschritte der Medizin seit Mitte der 90er
Jahre verändert sich die Situation fortwährend. Mit dem Papier „DAH
reloaded“ trägt die Deutsche AIDS-Hilfe dafür Sorge, dass
Aidshilfe-Arbeit und HIV-Prävention in Deutschland so erfolgreich
bleiben, wie sie sind.
Neben den bewährten Strategien stehen dabei drei grundlegende
Botschaften im Vordergrund:
1. Das Krankheitsbild Aids ist heute dank der Therapien eine fast
immer vermeidbare Folge der HIV-Infektion. Trotzdem wird in
Deutschland noch immer bei rund 1.000 Menschen jährlich ein
fortgeschrittener Immundefekt beziehungsweise Aids diagnostiziert.
Viele dieser Erkrankungen treten nur auf, weil Menschen sich aus
Angst oder Unkenntnis viel zu spät auf HIV testen und behandeln
lassen. Ein Grund dafür ist die Diskriminierung von Menschen mit HIV,
welche Angst vor dem HIV-Test befördert. Auch die Strafbarkeit der
HIV-Übertragung beziehungsweise von sexuellen Kontakten, bei denen
HIV übertragen werden könnte, trägt zur Angst vor dem HIV-Test bei:
Sie macht HIV-Positive zu potenziell Angeklagten und bürdet ihnen ab
Erhalt des Testergebnisses die alleinige Verantwortung für den Schutz
auf. (Mehr Informationen: http://ots.de/95D9P)
„Die Gesellschaft hat die Pflicht, jede vermeidbare
Aids-Erkrankung zu verhindern“, sagt Manuel Izdebski, Mitglied im
Vorstand der Deutschen AIDS-Hilfe und Geschäftsführer der AIDS-Hilfe
im Kreis Unna. „Diskriminierung müssen wir überall entgegentreten, wo
sie auftaucht, zum Beispiel im Arbeitsleben und im Gesundheitswesen.“
(Mehr Informationen: http://ots.de/GyWkv)
2. Nachweislich wirksame Methoden der HIV-Prävention und
Gesundheitsförderung werden in Deutschland manchen Menschen
vorenthalten. So haben zum Beispiel Drogen konsumierende Häftlinge
noch immer keine Möglichkeit, saubere Spritzen zu erhalten,
Substitutionstherapien werden ihnen oft verwehrt. Das ist ein Verstoß
gegen das Menschenrecht auf den bestmöglichen erreichbaren
Gesundheitszustand und Gesetze, nach denen die Gesundheitsversorgung
in Haft nicht schlechter sein darf als außerhalb des Gefängnisses.
Der Ausschluss führt unmittelbar zu Infektionen mit HIV und Hepatitis
C und zu anderen gesundheitlichen Schäden. „Dies kann nur als Skandal
bezeichnet werden“, sagt Manuel Izdebski. (Mehr Informationen:
http://ots.de/s45SY)
3. Unter bestimmten Bedingungen kann auch Sex ohne Kondom Safer
Sex sein. Gut wirksame HIV-Therapien schützen genauso zuverlässig vor
der HIV-Übertragung wie Kondome. „Das Wissen von der
Nicht-Übertragbarkeit durch Therapien lindert Ängste, wirkt damit
auch der Ablehnung von Menschen mit HIV entgegen und ermöglicht eine
freiere Sexualität – bis hin zur natürlichen Zeugung von Kindern“,
sagt Manuel Izdebski.
HIV-Prävention wird damit komplexer: „Es gilt zu erklären, unter
welchen Bedingungen die Medikamente vor der Übertragung schützen und
in welchen Fällen Kondome der einzige verlässliche Schutz bleiben“.
„Aids kann schneller besiegt werden“, zitierte DAH-Vorstand
Carsten Schatz auf der Mitgliederversammlung einen alten Buchtitel
des Gesundheitswissenschaftlers Professor Rolf Rosenbrock. Alle hier
genannten Maßnahmen bauen Diskriminierung und Ausgrenzung ab und
dienen damit dem Ziel, dass Aids in Deutschland nicht mehr vorkommt –
ein realistisches Ziel schon heute!
Die Neuinfektionszahlen sind in Deutschland so niedrig wie in kaum
einem anderen Land. Damit das so bleibt, brauchen wir ein offenes
Klima, in dem Sexualität und HIV keine angstbesetzten Themen sind.
„Der Abbau von Diskriminierung und Ausgrenzung von Menschen mit
HIV und den besonders stark betroffenen Gruppen ist darum auch in
Zukunft ein unverzichtbares Mittel gegen HIV-Übertragungen und
Aids-Erkrankungen“, sagt Manuel Izdebski.
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Holger Wicht
Pressesprecher
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