DLZ: Sensationsfund: 1. Strophe des Deutschlandliedes liegt in Dithmarschen

Man mag es kaum glauben: Die Dithmarscher besitzen
eine ganz besondere Erinnerung an den Dichter August Heinrich
Hoffmann von Fallersleben und sein „Lied der Deutschen“. In einem
Panzerschrank lagert eine handschriftliche Aufzeichnung der ersten
Strophe aus dem Jahr 1845. Und diese stammt von keinem Geringeren als
von von Fallersleben persönlich. Während andere Menschen Romane
verschlingen oder in wissenschaftlichen Aufzeichnungen wälzen,
bevorzugt Bernhard von Oberg eine andere Lektüre. „Ich lese am
liebsten Tagebücher, denn die sind wahre Fundgruben“, sagt der
Soziologe. Vor einigen Tagen machte er einen Zufallsfund. „Ein
Eintrag im Tagebuch des Hoffmann von Fallersleben weckte meine
Neugier. Vier Jahre nachdem der Dichter das spätere Lied der
Deutschen auf Helgoland getextet hatte, weilte er als Gast in
Dithmarschen“, so von Oberg. Hier suchte er nach Spuren der von
Neocorus hoch gelobten Dithmarscher Freiheit. „Diese hat er offenbar
nicht gefunden. Dafür aber machte er bei einem Treffen mit Meldorfer
Gelehrten einen Eintrag in das von diesen geführte Klassenbuch.“
Diesem Hinweis ging von Oberg nach und wurde fündig: Wohlverwahrt in
einem Meldorfer Panzerschrank liegt noch heute das beschriebene Buch.
Viele Jahrzehnte lang wurde es sorgsam fortgeschrieben und enthält
unter anderem die Namen der jeweils jahrgangsbesten Schüler. Etwa in
der Mitte des in Leder gebundenen Buches entdeckte er tatsächlich den
Eintrag des Dichters. „Von eigener Hand schrieb von Fallersleben die
erste Strophe der späteren Nationalhymne. Beginnend mit: Deutschland,
Deutschland, über alles, über alles in der Welt. Ein Meldorfer
Gelehrter fügte folgenden Wortlaut hinzu: „Du hochverehrter Hoffmann,
der deutsche Barde, der Sänger deutscher Freiheitslieder, schrieb
dies während seines kurzen Aufenthaltes in Meldorf zum Andenken
nieder. In Sütterlin-Schrift. Die Übersetzung lautet: „Hoffmann in
Wort und Tat, in Blick und Gestalt, ein ehrenwerter, ein echter
deutscher Mann kann von den Monarchen nicht enttragen werden und
erfreut sich von einem Ende ins andre vertrieben nicht des besten
Geschicks, aber sein Volk hängt mit Treue an ihm und trägt ihn wie
auf Händen hoch, so in seinem Herzen tief.“ Von Fallersleben
unterschrieb die Seite anschließend. Drei Tage später, am 3.
September 1845, kam der dänische König Christian VIII. zum dritten
Mal durch Dithmarschen und wurde untertänigst begrüßt- das ist aus
anderen historischen Überlieferungen bekannt, Das eigentliche
Original des Deutschlandliedes (1841 auf dem seinerzeit britischen
Helgoland verfasst) befindet sich seit Kriegsende im polnischen
Krakau. Bislang war nicht bekannt, dass es eine Abschrift gibt und
schon gar nicht, dass diese – wie sich nun herausstellte – auch noch
in Originalhandschrift des Dichters. Mit dem Dithmarscher Fund sei,
so von Oberg, ein kostbares Dokument deutscher Revolutionsgeschichte
wieder ans Tageslicht gekommen. Übrigens: Als Fallersleben die
Strophe in Meldorf niederschrieb und sich in Dithmarschen verewigte,
war das Werk noch nicht Nationalhymne. Als solche Verwendung findet
es erst seit 1922. Die Melodie des Liedes der Deutschen stammt
bekanntlich von Joseph Haydn und wurde vom 1797 komponierten
ursprünglichen Kaiserlied „Gott erhalte Franz den Kaiser“ übernommen.

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