„Eingefrorener Konflikt“ rückt wegen Bedrohung durch Wasserreservoir wieder in den Blickpunkt

Die lebensgefährliche Bedrohung von mehr als 400.000 Menschen, die
in der von Armenien besetzten Region Bergkarabach unterhalb eines
gefährlich verwahrlosten Wasserreservoirs leben, hat diesen angeblich
„eingefrorenen Konflikt“ wieder in den Blickpunkt gerückt. Dies ging
am Montag aus einer Konferenz in Wien hervor.

Im Zuge der Konferenz The Geopolitics of Azerbaijan and European
Energy Security wurde die zunehmende Bedrohung angesprochen, die vom
Wasserreservoir Sarsang und dem dazugehörigen 125 Meter hohen Damm
ausgeht, welche Aserbaidschan im Jahr 1976 errichtet hat.

Während der zwei Jahrzehnte unter armenischer Besatzung sei der
Damm Berichten zufolge nicht wie erforderlich instand gesetzt worden.
Ingenieure und Hydrologen erklärten, er befinde sich daher in einem
„Zustand höchster Not“, was bedeutet, dass er strukturellen Schäden,
Angriffen und Saboteuren gegenüber anfällig ist.

Der aserbaidschanische Abgeordnete Elkhan Suleymanov erklärte im
Zuge der Konferenz, dass die entlang der Ablaufstrecke des Beckens
lebenden Menschen in sechs verschiedenen Regionen daher viel zu
befürchten hätten.

„Das Sarsang-Reservoir hat sich mittlerweile zu einer ernsthaften
Bedrohung entwickelt“, erklärte er bezüglich des Staudamms, der einen
12 Kilometer grossen See eingrenzt.

„Es liegt auf der Hand, dass ein Unfall eine ökologische und
humanitäre Krise mit unzähligen Opfern aus der Zivilbevölkerung zur
Folge hätte.“

Ein weiterer Abgeordneter – der ehemalige stellvertretende
Industrie- und Handelsminister Italiens Adolfo Urso – erklärte, dass
die Situation an die Katastrophe um die Vajont-Staumauer erinnere,
die sich 1963 in seinem Land ereignet hatte. Damals kostete die
Überflutung der Staumauer 2000 Menschen das Leben.

„Ich verstehe die Sorgen der aserbaidschanischen Bevölkerung“,
erklärte er.

„Aufgrund der unzureichenden Reparatur und Wartung wird es sich zu
einer Bedrohung für die Menschheit entwickeln und die internationale
Gemeinschaft muss sich mit diesen Problemen befassen.“

Derweil erklärte Professor Gerhard Mangott der Universität
Innsbruck im Zuge der Konferenz, dass der Konflikt um Bergkarabach
aufgrund dieser Entwicklungen und der weiterhin aggressiven Haltung
Armeniens „nicht als eingefrorener Konflikt betrachtet“ werden könne.
Trotz der Resolutionen der Vereinten Nationen, der Parlamentarischen
Versammlung des Europarates, der Organisation für Sicherheit und
Zusammenarbeit in Europa (OSZE) sowie des Europäischen Parlaments
befinden sich 20 Prozent des aserbaidschanischen Hoheitsgebiets noch
immer unter armenischer Besatzung.

Unabhängig davon priesen die Konferenzteilnehmer Aserbaidschan
wegen dessen Vorbildfunktion für religiöse Toleranz in der Region und
über ihre Grenzen hinaus. Überdies wurde die Rolle des Landes als
zuverlässiger Energieanbieter für Europa thematisiert.

Der aserbaidschanische Energieminister Natig Aliyev erklärte, dass
sich Gasproduzenten in Kürze zwischen zwei konkurrierenden
europäischen Pipeline-Routen aus dem Land entscheiden müssten und
dass diese Entscheidung davon abhinge, welche Route eine schnellere
Rendite biete.

Das Konsortium hinter dem Offshore-Projekt Shah Deniz II muss sich
zwischen der problembehafteten Nabucco-Pipeline, die durch die
Balkanstaaten über Österreich verläuft, und der Trans Adriatic
Pipeline (TAP) entscheiden, die über Griechenland nach Italien führt.

Aus diesem Grund wird das Projekt wohl nicht vor 2018
fertiggestellt.

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Kontakt: Eli Hadzhieva (+32-472-485-987)