Fischrückwürfe: Verbot ab Januar beendet illegale Praktik nicht

Antwort der Bundesregierung auf kleine Anfrage
enthüllt schwere Mängel bei der Umsetzung des Rückwurfverbots – Im
Januar EU-weit in Kraft tretende Anlandeverpflichtung wird nicht
ausreichend kontrolliert – Was auf See passiert, bleibt weiterhin im
Verborgenen – Deutsche Umwelthilfe und Our Fish kritisieren
Intransparenz der deutschen Fischereipolitik und fordern vollständige
Dokumentation der gefangenen Fische

Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) und Our Fish kritisieren die
intransparente Datenlage in der deutschen Fischereipolitik und die
mangelhafte Umsetzung der am 1. Januar 2019 EU-weit im vollen Umfang
in Kraft tretenden Anlandeverpflichtung. Diese wurde im Zuge der
Reform der europäischen Gemeinsamen Fischereipolitik (GFP)
eingeführt. Extrem schwer zugängliche Anlandedaten deuten darauf hin,
dass illegale Fischrückwürfe zu kleiner, nicht verkäuflicher Fische
in Nord- und Ostsee noch immer zur Tagesordnung gehören. Dies geht
aus der Antwort der Bundesregierung auf eine Kleine Anfrage der
Fraktion Bündnis 90/die Grünen hervor.

Die Anlandeverpflichtung gilt in der Ostsee bereits seit 2017.
Demnach müssen alle gefangenen Fische, für die Fangbegrenzungen oder
Mindestreferenzgrößen existieren, mit an Land gebracht werden. Laut
Bundesregierung gibt es jedoch keine Beobachter, die die
Fischereitätigkeiten und somit die Umsetzung der Anlandeverpflichtung
in der Ostsee kontrollieren. Die Anlandungen werden nur in den Häfen
kontrolliert – was auf See passiert, bleibt nach wie vor im
Verborgenen. Die Anlandungen von zu kleinen Dorschen werden für 2017
mit 2 Prozent angegeben. Laut den wissenschaftlichen Erhebungen des
internationalen Rates für Meeresforschung (ICES) liegt der Anteil der
Dorsch-Beifänge allerdings deutlich höher: mindestens 11 Prozent in
der östlichen Ostsee. Andere Untersuchungen von 2017 gehen von
Dorsch-Beifängen von bis zu 38,5 Prozent des Gesamtfanges aus
(„Letzte Hol-Untersuchungen“).

DUH-Bundesgeschäftsführer Sascha Müller-Kraenner bewertet die
augenscheinlichen Unterschiede zwischen wissenschaftlichen Erhebungen
und Angaben der Bundesregierung als eklatant: „Aufgrund
unzureichender Dokumentation ist eine Missachtung der Regeln umso
wahrscheinlicher. Mangelhafte Kontrollen machen es erst möglich, dass
noch immer zu viel Fisch über Bord geworfen wird. Wir fordern
Fischereiministerin Julia Klöckner auf, effektivere Kontrollsysteme
einschließlich neuer Techniken wie der elektronischen Fernüberwachung
in Deutschland einzuführen, um die Umsetzung der Anlandeverpflichtung
zu garantieren, Verstöße aufzudecken und zu ahnden und diese
illegalen Zustände abzustellen.“

Seit 2017 gilt die EU-Anlandeverpflichtung auch für den Kabeljau
in der Nordsee. Die gemeldeten Anlandungen untermaßiger Kabeljaue in
der Nordsee liegen laut Bundesregierung unter 0,2 Prozent. Rebecca
Hubbard, Direktorin der Our Fish-Kampagne sagt, dass diese Angaben im
Vergleich zu früheren Erhebungen und wissenschaftlichen Schätzungen
basierend auf Beobachterdaten unrealistisch niedrige sind: „Wenn man
die dokumentierten Anlandungen von weniger als 1 Prozent untermaßiger
Kabeljaue in der Nordsee mit den geschätzten 19 Prozent der Rückwürfe
aus dem Jahr 2017 vergleicht, deutet alles darauf hin, dass illegale
Rückwürfe von Kabeljau inzwischen in der deutschen Fischerei weit
verbreitet sind. Die großen Anstrengungen, den überfischten Bestand
wiederaufzubauen, werden untergraben. Werden die Rückwürfe nicht
gestoppt, könnte das den Bestand an den Rand des Zusammenbruchs
bringen. Lediglich effektive Überwachung und Kontrollen verhindern
dies.“

Über Our Fish:

Die Kampagne Our Fish will sicherstellen, dass die
EU-Mitgliedstaaten die GFP ordnungsgemäß durchführen und umsetzen und
– auch über eine effektive Kontrolle der europäischen Fischereien –
für nachhaltige Fischbestände in den europäischen Gewässern sorgen.
Our Fish arbeitet mit Organisationen und Personen in ganz Europa
zusammen, um eine starke und beharrliche Kernbotschaft zu verbreiten:
Die Überfischung muss beendet und die nachhaltige Befischung der
europäischen Meere gewährleistet werden.

Our Fish ruft alle EU-Mitgliedstaaten dazu auf, nachhaltige
Fanggrenzen auf der Grundlage wissenschaftlicher Empfehlungen
festzulegen und durch Überwachung und Dokumentation aller Fänge
sicherzustellen, dass ihre Fangflotten den Nachweis einer
nachhaltigen Fischerei erbringen.

Die Deutsche Umwelthilfe koordiniert diese Kampagnenarbeit in
Deutschland.

Links:

Link zur Antwort der Bundesregierung:
http://dip21.bundestag.de/dip21/btd/19/050/1905063.pdf

Pressekontakt:
Sascha Müller-Kraenner, Bundesgeschäftsführer
0160 90354509, mueller-kraenner@duh.de

Rebecca Hubbard, Programmdirektorin Our Fish
+34 657669425, rebecca@our.fish

Katja Hockun, Projektmanagerin Meeresnaturschutz
030 2400867-895, hockun@duh.de

DUH-Pressestelle:

Andrea Kuper, Ann-Kathrin Marggraf
030 2400867-20, presse@duh.de

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