Die Bundes-SPD feierte ihren neuen
Herold natürlich prompt als Signalgeber für das Superwahljahr; ist ja
auch lange her, dass die Gabriel-Partei einen richtig überzeugenden
Sieg eingefahren hat. Aber taugt die Wahl in der Hansestadt wirklich
als Indikator für die kommenden Schlachten in Sachsen-Anhalt,
Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz? In Hamburg hatte Scholz
schließlich leichtes Spiel: Scholz konnte ernten, was der Gegner
gesät hatte.
Dennoch haben die Bundesparteien Recht, wenn sie die
Scholz-Krönung nicht einfach als Hamburg-Episode abtun. Erstens: Die
Grünen, seit Monaten im Umfrage-Hoch, haben den Erfolg nicht
gepachtet – das Abschneiden an der Elbe war vergleichsweise kärglich.
Zweitens: Die Liberalen, seit Monaten im Umfrage-Tief, kann man
keineswegs abschreiben. Drittens: Den Christdemokraten hilft auch der
Kanzlerinnen-Bonus nicht, wenn die Schwächen vor Ort so
offensichtlich sind. Viertens: Die SPD kann noch siegen – wenn sie
sich, gemäß der Scholzschen Devise, „ordentlich“ in der Mitte der
Gesellschaft einrichtet.
Für Parteichef Sigmar Gabriel hätte der Erfolg vielleicht etwas
weniger deutlich ausfallen dürfen. Denn mit Olaf Scholz, der sich
gestern Abend auch im Triumph kaum erkennbare Emotionen leistete, hat
sich ein weiterer innerparteilicher Konkurrent aufgetan. Der einstige
Schröder-General und Agenda-Befürworter Scholz wird sein
Erfolgsrezept auch der Bundespartei überstülpen wollen – das Projekt
einer wirtschaftsfreundlichen, bürgernahen hanseatischen
Sozialdemokratie.
Pressekontakt:
Frankfurter Neue Presse
Chef vom Dienst
Peter Schmitt
Telefon: 069-7501 4407