Der Ausbau der Power-to-Gas-Technologie
(„Windgas“) muss noch in dieser Legislaturperiode beginnen, fordert
Greenpeace Energy für die Koalitionsverhandlungen von CDU/CSU und
SPD. „Deutschland braucht diese flexiblen Langzeitspeicher spätestens
im Jahr 2030, wenn erneuerbare Energien 65 Prozent der hiesigen
Stromproduktion decken sollen, wie es die Koalition anstrebt“, sagt
Sönke Tangermann, Vorstand der Hamburger Energiegenossenschaft. „Wir
müssen jetzt zügig den Einstieg in diese Technologie schaffen, damit
in Deutschland weiterhin Versorgungssicherheit garantiert ist.“
Der Ausbau von Langzeitspeichern, zum Beispiel
Windgas-Elektrolyseure zur Produktion von erneuerbarem Wasserstoff,
lässt sich kostengünstig und klimapolitisch sinnvoll erreichen.
Greenpeace Energy schlägt dazu eine Ergänzung der SINTEG-Verordnung
vor. SINTEG – die Abkürzung steht für „Schaufenster intelligente
Energie – Digitale Agenda für die Energiewende“ – soll helfen, für
die Zukunft wichtige Energietechnologien auch bei derzeit mangelnder
Wirtschaftlichkeit schon jetzt einsetzen und weiterentwickeln zu
können. In diesem Rahmen sollten Langzeitspeicher nach dem Vorschlag
von Greenpeace Energy unter bestimmten Voraussetzungen von
Stromnebenkosten wie der EEG-Umlage befreit werden:
Sie müssen an netzdienlichen Standorten stehen, wo ihr Betrieb das
Stromnetz entlastet. Der Langzeitspeicher-Zubau soll von 2020 bis
2025 auf jährlich maximal 50 Megawatt beschränkt werden. Die Speicher
werden jeweils für zehn Jahre von Stromnebenkosten befreit,
allerdings lediglich in den 3.000 günstigsten Strompreis-Stunden
jeden Jahres. So arbeiten sie nur dann, wenn ein großes erneuerbares
Stromdargebot auf eine geringe Nachfrage trifft.
Derzeit werden Windkraftanlagen abgeregelt, wenn das Netz den
Strom nicht aufnehmen kann – der Strom wird über das EEG vergütet,
aber nicht genutzt. Von Windgas-Elektrolyseuren aus überschüssigem
Strom erzeugter erneuerbarer Wasserstoff könnte stattdessen entweder
über lange Zeiträume im Gasnetz gespeichert und bei Bedarf
rückverstromt werden oder – im Zuge der Sektorenkopplung – etwa in
der Chemieindustrie aus fossilen Energien erzeugten Wasserstoff
ersetzen.
Nach Berechnungen von Greenpeace Energy kostet die Förderung der
Langzeitspeicher je Megawatt Leistung rund 200.000 Euro pro Jahr.
Dieses Geld sei bestens angelegt, erläutert Tangermann: „Unser
Vorschlag hilft, dass die Entwicklung von Langzeitspeichern in
Schwung kommt, was zügig zu sinkenden Preisen führen dürfte.
Langfristig werde das deutsche Energiesystem mit Windgas sogar
günstiger als ohne, wie Studien belegten, ergänzt der
Greenpeace-Energy-Vorstand.
Hintergrund: Bei fluktuierenden Energien wie Wind- und Solarkraft
hängt die Stromproduktion vom Dargebot an Wind bzw.
Sonneneinstrahlung ab. Dies variiert ständig. Je mehr erneuerbare
Kraftwerke installiert sind (aktuelles Ziel der Koalition: ein
EE-Anteil von 65 Prozent im Stromsektor), desto mehr Stromüberschüsse
gibt es, die von Langzeitspeichern wie Windgas-Elektrolyseuren
genutzt werden können. Zu Zeiten von Stromüberschüssen sinken die
Handelspreise an der Strombörse EEX in Leipzig deutlich. Bei
„negativen Preisen“ zahlen die Netzbetreiber sogar Geld dafür, dass
ihnen Strom, den sie nicht abregeln können, abgenommen wird.
Die Kurzstudie „Kalte Dunkelflaute – Robustheit des Stromsystems
bei Extremwetter“ über Versorgungssicherheit auch bei hohen Anteilen
erneuerbarer Energien online: http://bit.ly/2EoG6Zr
Die Kurzstudie „Minimaler Bedarf an langfristiger Flexibilität im
Stromsystem bis 2050″ zu den Kosten eines Stromsystems mit bzw. ohne
Windgas online: http://bit.ly/2GwEPQL
Pressekontakt:
Michael Friedrich
Greenpeace Energy eG
Politik und Kommunikation
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