Angesichts der militärischen Offensive der
ägyptischen Armee auf der Sinai-Halbinsel hat der Leiter des Zentrums
für Forschung zur Arabischen Welt an der Universität Mainz (ZERAW),
Günter Meyer, vor einer Eskalation der Gewalt gewarnt. „Das jetzt vom
Präsidenten Abdel Fattah al-Sisi angekündigte noch härtere Vorgehen
gegen die Terroristen bedeutet eine weitere Eskalation von Gewalt und
Gegengewalt“, schrieb Meyer in einem Gastbeitrag für die „Heilbronner
Stimme“ (Dienstag).
Die Militäraktionen sind eine Reaktion der ägyptischen Armee auf
den Anschlag nahe der Stadt Bir al-Abed am vergangenen Freitag mit
mehr als 300 Toten.
Als Ursache für die wachsende Gewalt sieht Meyer eine viele Jahre
andauernde „Politik der verbrannten Erde“ gegen die auf der
Sinai-Halbinsel lebenden Beduinen. „Je mehr Menschen ihre
Familienangehörigen, ihre Häuser, ihre wirtschaftliche Existenz
verloren, desto eher waren sie bereit, sich den dschihadistischen
Terroristen anzuschließen, deren Ideologie zu übernehmen und gegen
die „ägyptischen Besatzer“ zu kämpfen“, führte Meyer aus.
Dass sich eine der beduinischen Gruppen im Jahr 2014 dem
Islamischen Staat angeschlossen habe, sei eine Folge von Enteignungen
und Repressionen des ägyptischen Staates gegen Beduinengruppen
gewesen. Um die Gewaltspirale zu stoppen müsse die Ausgrenzung der
Beduinen enden. „Nur eine politische Lösung mit den Stammesführern
als gleichberechtigten Verhandlungspartner bietet die Chance für eine
Befriedung der Sinai-Halbinsel“, erklärte Meyer.
Professor Günter Meyer leitet das Zentrum für Forschung zur
Arabischen Welt an der Universität Mainz. Seit 1972 führt er nach
eigenen Angaben Feldforschungen zur Entwicklung der Beduinen im Sinai
durch.
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