Herkules / Kommentar von Friedrich Roeingh zur Zukunft der CDU

Der Dominostein ist gefallen. Die Partei, die quasi zum Regieren erfunden wurde, wird an der kommenden Regierung nicht beteiligt sein. Die Option, dass sich Rot, Grün und Gelb in den kommenden Wochen so verhakeln, dass CDU und CSU doch noch für eine Regierungsbildung gebraucht werden, ist nur noch eine theoretische. Zeit also, sich nach 16 Jahren Merkel neu aufzustellen. Von daher ist es eine Frage von Tagen, dass sich Armin Laschet aus dem Spiel nimmt oder aus dem Spiel genommen wird. Das ist keine Lösung für die Probleme der Union, aber eine Voraussetzung. Vorantreiben kann die Erneuerung der CDU nur eine Figur, die einen langen Atem mitbringt. Und eine Figur, die eine Idee von moderner Bürgerlichkeit in einer digitalisierten Welt hat und die zugleich konservative und ostdeutsche Milieus zurückgewinnen kann. Am ehesten lässt sich sagen, wer das nicht kann: Die Altvorderen Friedrich Merz und Norbert Röttgen sollten sich am besten selbst aus diesem Rennen nehmen. Weil sie jeweils nur eine der beiden Seiten begeistern können. Und weil – salopp gesprochen – Eingemachtes kein Frischobst ist. Den Neuanfang muss jetzt die Generation von Jens Spahn, Daniel Günther, Michael Kretschmer und Tobias Hans wagen, aus der sich Julia Klöckner als einzige Frau schon verabschiedet hat. Ob neben Spahn einer der drei Ministerpräsidenten bereit ist, sich der Herkulesaufgabe zu stellen, ist allerdings noch nicht ausgemacht. Wer geglaubt hat, das Hauptproblem der CDU nach Angela Merkel heiße Armin Laschet, der hat den Ernst der Lage noch nicht erfasst: die programmatische Leere der CDU und ihre personelle Dürre.

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