Dibabe Bacha trägt ein klassisches Etuikleid, ein
modernes Jackett und Make-up. Ein professionelles Erscheinungsbild
ist der 38-Jährigen aus Äthiopien wichtig – obwohl oder gerade weil
sie selbst nicht sehen kann. Für sie ist das ein Zeichen ihres
Erfolges, der für eine sehbehinderte Frau in einem Entwicklungsland
keine Selbstverständlichkeit ist. Den Erfolg verdankt Bacha ihrem
starken Willen und der von der Christoffel-Blindenmission (CBM)
unterstützten German Church School in Addis Abeba. Ohne sie wäre sie
nicht diese selbstbewusste Frau geworden. Heute ist sie
Geschäftsführerin der äthiopischen Gesellschaft für Frauen mit
Behinderungen und kämpft für deren Rechte. Sie ist ein Vorbild für
viele.
An der German Church School lernte Bacha lesen und schreiben.
Genauso wichtig war für sie, nicht mehr ausgeschlossen zu sein und
dazu zu gehören: „Es war wie im Himmel für mich. Ich spielte mit
blinden und sehenden Kindern und vergaß meine Behinderung komplett.
Ich habe viel in Mathematik gelernt, heute kalkuliere ich die Budgets
und keiner kann mir was vormachen.“
Erster Internationaler Bildungstag: Schule für alle
„Bildung für alle muss das oberste Ziel sein, denn ohne Bildung
kann sich niemand entfalten und ein Land sich nicht entwickeln.“
Darauf weist CBM-Vorstand Dr. Rainer Brockhaus anlässlich des
Internationalen Tags der Bildung am 24. Januar hin. Der von den
Vereinten Nationen ins Leben gerufene Tag wird im Jahr 2019 zum
ersten Mal begangen.
Denn nach wie vor mangelt es weltweit an gleichen Bildungschancen
für alle. In Entwicklungsländern bleibt offiziellen Schätzungen
zufolge mehr als der Hälfte der Kinder mit Behinderungen der
Schulbesuch verwehrt. Sie werden nicht nur vom Lernen ausgeschlossen,
sondern können auch von anderen Entwicklungsmaßnahmen nicht
profitieren. So werden häufig Gesundheitschecks und Impfungen an
Schulen durchgeführt oder bei großer Armut Mahlzeiten ausgegeben.
Wenn die Kinder keine Schule besuchen können, haben sie kaum eine
Chance, der Armut zu entkommen.
Vor diesem Hintergrund kritisiert die CBM die deutsche
Entwicklungszusammenarbeit, die Grundbildung immer mehr
vernachlässigt. „Deutschland setzt stärker auf berufliche Bildung,
doch ohne zentrale Schlüsselqualifikationen wie Lesen, Schreiben und
Rechnen ist eine Ausbildung nicht denkbar“, sagt CBM-Vorstand Dr.
Rainer Brockhaus. Die CBM fordert deshalb die Bundesregierung auf,
mehr in Grundbildung zu investieren. Außerdem sollte die veraltete
Bildungsstrategie des Entwicklungsministeriums überarbeitet werden,
denn in ihrer Umsetzung werden Kinder mit Behinderungen
vernachlässigt. Nur wenn sich das ändert, bekommen sie die Chance, zu
Vorbildern wie Dibabe Bacha heranzuwachsen.
Mehr als 110 Jahre Entwicklungshilfe
Die Christoffel-Blindenmission (CBM) zählt zu den größten und
ältesten Organisationen der Entwicklungszusammenarbeit in
Deutschland. Sie fördert seit mehr als 110 Jahren Menschen mit
Behinderungen in Entwicklungsländern. Die Aufgabe der CBM ist es, das
Leben von Menschen mit Behinderungen zu verbessern, Behinderungen zu
vermeiden und gesellschaftliche Barrieren abzubauen. Die CBM
unterstützt zurzeit 530 Projekte in 54 Ländern. Weitere Informationen
unter www.cbm.de.
Pressekontakt:
Marion Muhalia, Tel.: 06251/131-341, presse@cbm.de
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