Der katholische Theologe Otto Hermann Pesch hat vor
Konzessionen des Vatikans an die von Rom abgefallene reaktionäre
Pius-Bruderschaft gewarnt. Papst Benedikt XVI. drohe selbst zum
Kirchenspalter und Häretiker zu werden, sagte Pesch dem „Kölner
Stadt-Anzeiger“ (Freitagausgabe). „Wenn er sich einschränkungslos –
das ist wichtig – auf die Seite der Pius-Brüder stellen und ihnen die
Ablehnung der Lehre zur Religions- und Gewissensfreiheit zugestehen
würde, würde er eine Kirchenspaltung, ein Schisma, fördern und wäre
damit selbst schismatisch“, sagte Pesch, zu dessen Forschungsgebieten
das Zweite Vatikanische Konzil (1962 bis 1965) gehört. Eine Tradition
seit dem Mittelalter halte es für möglich, dass ein Papst auch
Häretiker wird und Irrlehren vertritt, also auch zum Beispiel ein
Schisma herbeiführt. Ein häretischer Papst aber verliere automatisch
sein Amt. „Die Frage ist nicht, ob das möglich ist, sondern wer das
feststellt. Diese brisante Frage wird mit Sicherheit gestellt werden,
sollte sich der Papst auf die Linie der Pius-Brüder einigen“, sagte
Pesch. Deren Führungsspitze will in der kommenden Woche über eine
Einigung mit dem Vatikan in den strittigen Glaubensfragen beraten. Am
ehesten zu befürchten sei „ein windelweicher Kompromiss, wonach die
Pius-Brüder die Autorität des Papstes anerkennen, sich aber nicht in
gleicher Konsequenz zu den Lehren des Konzils bekennen müssen“, sagte
Pesch.
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