Lausitzer Rundschau: Afrika als Herausforderung

Bundesregierung präsentiert Konzept zu Kooperation

Afrikas Einwohnerzahl wird sich bis 2050
verdoppeln, auf dann zwei Milliarden Menschen. Dieses
Bevölkerungswachstum wird viele erzielte Fortschritte bei der
Entwicklung des Kontinents wieder auffressen. Und was es übrig lässt,
wird sich der Klimawandel nehmen, etwa durch die Ausdehnung der
Wüsten. Auf den allfälligen Rest warten Aids, ethnische Konflikte,
Terrorgruppen und skrupellose Warlords oder Diktatoren. Wenn Afrika
scheitert, werden wir unseren Wohlstand nicht halten können. Ein
„failed continent“ würde uns mit seinen Flüchtlingsströmen nicht
unbeeindruckt lassen, und ebenso nicht mit seinen Kriegen oder mit
der ungebremsten Vernichtung von Urwäldern und biologischer
Diversität. Am Horn von Afrika, wo die internationalen Seewege
angegriffen werden, gibt es darauf schon jetzt täglich einen
Vorgeschmack, ebenso auf Lampedusa, wo die Seelenverkäufer stranden.
Zu wenig zum Leben, zu viel zum Sterben, das war jahrzehntelang die
Afrika-Politik des Westens. Das am Mittwoch verabschiedete
Afrika-Konzept der Bundesregierung stellt die Weichen anders. Es
versteht die Hilfe als Beitrag für eine nachhaltige Entwicklung,
deren Ziel eine Partnerschaft auf Augenhöhe ist. Das schließt fairen
Handel und die Öffnung der europäischen Märkte für afrikanische
Produkte mit ein. Vor allem schließt es die Kooperation mit
Diktatoren aus. Das Konzept macht gute Regierungsführung und die
Einhaltung der Menschenrechte zur wichtigsten Voraussetzung jeder
Kooperation. Es folgt damit der Erkenntnis, dass Länder, in denen
Diktatoren oder Clans herrschen, letztlich ein Fass ohne Boden sind.
Freilich konkurrieren Deutschland und Europa zunehmend mit Mächten
wie China, Saudi-Arabien oder dem Iran, die auch ihre Fühler nach
Afrika ausstrecken, entweder um sich Rohstoffe zu sichern oder um
ihre Einflusssphäre auszubreiten. Solche Staaten meiden Diktatoren
nicht, sie lieben sie geradezu. Eine auf demokratische Werte und
nachhaltige Entwicklung gegründete Afrika-Politik wird in dieser
Konkurrenz verlieren, wenn sie nicht entschlossen ihre Chancen
ergreift. Aktuell gibt es die in geradezu historischer Dimension in
Nordafrika. Es ist an Europa, den sich demokratisierenden Staaten
dieser Region mit einem großzügigen Unterstützungsplan möglichst
schnell eine konkrete Wohlstandsperspektive zu geben, damit sie zu
Leuchttürmen der Entwicklung werden, die weithin ausstrahlen. Vor
allem auf die zahllosen jungen Menschen des Kontinents. Bisher hat
Deutschland wie die EU sich aber recht zögerlich verhalten. Das neue
Afrika-Konzept der Bundesregierung steht in Nordafrika schon in den
nächsten Monaten vor seiner ersten großen Bewährungsprobe.

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