Lausitzer Rundschau: Ausgerechnet Schavan Plagiats-Vorwurf belastet Bundesbildungsministerin

Man muss keinen Doktortitel besitzen, um die
politische Sprengkraft zu erkennen: Ausgerechnet Annette Schavan,
Bundesministerin für Bildung und Forschung und enge Vertraute der
Kanzlerin, soll sich bei ihrer Dissertation vor mehr als drei
Jahrzehnten unerlaubter Methoden bedient haben. Bislang kursierte der
Täuschungsvorwurf nur im Internet. Doch nun handelt es sich um einen
Beauftragten der Universität Düsseldorf, der Schavans Dokterarbeit
zum Teil als Plagiat einstuft. Dieser niederschmetternde Befund ist
nicht mit einer Entscheidung zu verwechseln. Ob Schavan sich weiter
„Prof. Dr.“ nennen darf, dazu muss sich der Fakultätsrat der
Düsseldorfer Uni erklären. Das Gutachten wiegt allerdings schwer. An
ihm dürften die Experten kaum vorbeikommen. Der Fall ist auch deshalb
so brisant, weil mit Karl-Theodor zu Guttenberg bereits ein
prominenter Unionsmann wegen Diebstahl geistigen Eigentums seinen
Posten im Kabinett Merkel räumen musste. Und es war ausgerechnet
Annette Schavan, die den smarten Bayern seinerzeit öffentlich dazu
gedrängt hatte: Als jemand, der selbst promoviert habe, „schäme“ sie
sich „nicht nur heimlich“, sagte Schavan im März 2011 an die Adresse
ihres Minister-Kollegen. Auch wenn das Ausmaß der Guttenberg-Plagiate
wohl deutlich größer war – den damals formulierten Anspruch muss
Schavan nun auch für sich gelten lassen. Würde ihr der Doktortitel
tatsächlich aberkannt, hätte sie in der Bundesregierung nichts mehr
zu suchen. Weiter unbelastet Bildungspolitik machen zu können, wäre
damit jedenfalls ein Ding der Unmöglichkeit.

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