Lausitzer Rundschau: Ein Fall aus Absurdistan

Kinder dürfen lärmen – sagt die Regierung

Warum kommen in Deutschland so wenige Kinder zur
Welt? Diese Frage ist längst zu einem Arbeitsbeschaffungsprogramm für
die Wissenschaft geworden. Beinah schon im Wochentakt werden dazu
mehr oder minder kluge Studien und Forschungsberichte veröffentlicht.
Dabei hätte bereits ein Blick ins Gesetzblatt genügt, um einem
wichtigen Grund auf die Spur zu kommen. In einem Land, in dem
Kinderlärm als schädliche Umwelteinwirkung ausgelegt werden kann,
haben nicht nur klagewütige Querulanten Oberwasser. Vielmehr ist die
gesamte Gesellschaft in Schieflage geraten. Früher gehörte Kinderlärm
zum ganz normalen Alltag. Dass man ihn mit den Geräuschen von
Flugzeugen oder Weihnachtsmärkten in einen Topf wirft, wäre
unvorstellbar gewesen. Findige Anwälte hatten damit aber schon seit
geraumer Zeit keine Berührungsängste mehr. Wenn sich Anwohner über
einen Kindergarten in ihrer Nachbarschaft beschwerten, konnten sie
sich auf das Bundes-Immissionsschutzgesetz berufen. So gesehen muss
man die Regierung fragen, warum sie derlei Absurditäten erst jetzt
einzudämmen sucht. Die am Mittwoch von ihr verabschiedete
Klarstellung im Gesetz war überfällig.

Pressekontakt:
Lausitzer Rundschau

Telefon: 0355/481232
Fax: 0355/481275
politik@lr-online.de