Der Seelenzustand der Grünen erinnert ein bisschen
an die Gefühlslage vieler DDR-Bürger in der Wendezeit von 1989: Das
fehlerhafte Vertraute ist weg, und die Zukunft bleibt ungewiss. Auf
ihrem Parteitag in Berlin haben sich die Grünen lange mit
Trauerarbeit über die Wahlniederlage und ihr scheidendes Personal
aufgehalten, ohne dass ein echter Aufbruch sichtbar geworden wäre.
Dazu hätte es nämlich eines kompletten Führungsaustauschs bedurft.
Aber genauso wie schon zuvor die Neuwahl der Fraktionsführung fiel
auch die Neubestimmung der Parteispitze halbherzig aus. Katrin
Göring-Eckardt und Cem Özdemir haben die grüne Wahlniederlage
maßgeblich mitzuverantworten. Doch beide machen in herausgehobener
Position weiter, als ginge sie das nichts an. Was bleibt, ist die
wenig komfortable Situation einer grünen Oppositionspartei, die noch
dazu die kleinste ist, sich aber absehbar mit einer großen Koalition
auseinandersetzen muss. Schwere Zeiten für die Grünen.
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