Lausitzer Rundschau: Im Auge des Hurrikans Deutsche Exporte knacken die Billionen-Euro-Marke

Draußen tobt ein verheerender Sturm, er droht
Banken und sogar ganze Staaten zu vernichten, er zerschlägt schon den
sozialen Frieden im Süden Europas. Und in Deutschland? Feiert man zur
Adventszeit neue Rekorde. Kein laues Lüftchen von Krise, keinerlei
Einbrüche in der Realwirtschaft. Im Gegenteil. Beste Konsumlaune laut
GfK-Index, erstmals wieder aufgehellte Erwartungen bei den
Ifo-Geschäftsklimazahlen und am Dienstag nun der neue Rekord des
deutschen Außenhandels: Eine Billion Euro Exportumsatz im Jahr 2011,
plus zwölf Prozent. Süßer die Kassen nie klingeln. Es sind Daten aus
dem Auge des Hurrikans. Sie überdecken, wie nah auch die deutsche
Wirtschaft und mit ihr die deutsche Gesellschaft der großen Krise
ist. Beispiel Export: Rund 60Prozent der deutschen Exporte
gehen nach wie vor in die EU. Wenn die nicht mehr zahlen kann, kann
Deutschland auch nicht mehr exportieren. Und dann auch bald nicht
mehr konsumieren. Wenn die Euro-Krise voll auf Italien und Frankreich
übergreifen sollte, wäre es so weit. Die Rekorddaten beim Außenhandel
zeugen zwar von einer hohen technischen und preislichen
Konkurrenzfähigkeit deutscher Produkte, auf die Unternehmer wie
Arbeitnehmer stolz sein können. Aber sie sind auch gefährlich, denn
sie führen zur Selbstüberschätzung. Sie führen zu der Haltung, dass
es Deutschland allein besser könnte, ohne die Euro-Hungerleider. Aber
wo kein Käufer, da auch kein Verkauf. Wo kein Kunde, da kein
Geschäft. Und wo kein einiges Europa, da keine starke
Wirtschaftsnation Deutschland. So einfach ist das.

Pressekontakt:
Lausitzer Rundschau

Telefon: 0355/481232
Fax: 0355/481275
politik@lr-online.de