Lausitzer Rundschau: Im Sinkflug Air Berlin strukturiert um – Mehdorn folgt Hunold

Das, was von Deutschlands zweitgrößter
Fluggesellschaft Air Berlin derzeit zu vermelden ist, stellt die
Region Berlin-Brandenburg vor ganz besondere Probleme. Denn mit dem
Unternehmen, das von Joachim Hunold groß gemacht wurde, trudelt der
wohl wichtigste Partner des neuen Flughafens in Schönefeld in die
Krise. Hunold ist eine der schillerndsten Persönlichkeiten im
ansonsten eher langweiligen deutschen Managerlager mit
ungewöhnlichen, aber durchaus erfolgreichen Methoden. Dass er sich
dabei irgendwann überheben würde, war stets zu befürchten. Er hat
allerdings aus einem winzigen Betrieb eine weltweit agierende
Fluggesellschaft gemacht, die sich bei Passagieren Anerkennung
verschafft hat. Und nicht nur mit dem Namen, sondern in der ganzen
Ausrichtung des Unternehmens spielt Berlin dabei eine herausragende
Rolle. Nur mit Air Berlin ist der schnelle Ausbau von Schönefeld zum
Drehkreuz garantiert. Der einstige Staatskonzern Lufthansa wird nicht
in die Bresche springen, sollten die Turbulenzen den Berliner
Konkurrenten lahmlegen. Es spricht allerdings wenig dafür, dass es zu
diesem Totalausfall kommt. Dazu ist Air Berlin längst zu wertvoll,
verfügt über eine moderne Flotte und ein attraktives Streckennetz mit
Landerechten an vielen Flughäfen der Welt. Und die Gesellschaft kann
sich auf eine Mitarbeiterschaft verlassen, die zwar so manche Marotte
ihres bisherigen Firmenchefs nur schwer ertrug, sich aber durch ein
herausragendes Engagement auszeichnete. Vieles hängt jetzt davon ab,
ob der Übergangschef Hartmut Mehdorn die besonderen Stärken von Air
Berlin erkennt und weiter ausbaut oder genau die Fehler noch einmal
macht, die die Deutsche Bahn unter seiner Führung erlitt. Die Sorgen,
dass er erneut einen von den Kunden überaus geschätzten Dienstleister
ruiniert, sind berechtigt. Bei der Bahn hat Mehdorn die
Börsentauglichkeit verwechselt mit einer soliden Überlebensstrategie.
Bei Air Berlin sollte er darauf achten, dass das Unternehmen vor
allem durch einen guten Service, durch Mitarbeiter, die sich mit ihm
identifizieren und durch Kunden, die gerne wiederkommen, zu der
heutigen Größe gewachsen ist. Wer jetzt anfängt, mit überzogenen
Sparprogrammen zu agieren, liegt falsch.  Was Air Berlin
braucht, ist ein geordneter, vorübergehender Sinkflug, an dessen
hoffentlich nicht allzu fernem Ende dann wieder durchgestartet werden
kann.

Pressekontakt:
Lausitzer Rundschau

Telefon: 0355/481232
Fax: 0355/481275
politik@lr-online.de