Die Linken sind ein famose Partei. Offiziell
finden sie ihr Führungsduo Gesine Lötzsch und Klaus Ernst ganz
Klasse. Aber in „Notsituationen“ soll noch mal der Oskar ran. Sagt
sein alter Freund Gregor Gysi. Ein klassisches Eigentor. Schließlich
war es Gysi selbst, der die in Wahrheit hoch umstrittene Doppelspitze
installiert hat. Wenn er nun nach Oskar Lafontaine ruft, dann gesteht
er damit praktisch seine eigene politische Stümperhaftigkeit ein.
Zweifellos durchlebt die Linkspartei gerade schwere Zeiten. Ihr
bundesweiter Siegeszug hat einen kräftigen Rückschlag erhalten,
nachdem man in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz an der
Fünf-Prozent-Hürde scheiterte. Zudem verdichtet sich der Eindruck,
dass die Linke auch sonst nicht gerade ein Publikumsmagnet mehr ist.
In Zeiten wachsender Atomängste und sinkender Arbeitslosigkeit wirkt
die Dauermelodie über den Kampf für alle sozial Geknechteten dieser
Welt doch etwas deplatziert. Ob sich die programmatische Einöde mit
einer Personaldiskussion überspielen lässt, darf freilich bezweifelt
werden. Durch Gysis Exkurs tritt vielmehr die Zerrissenheit der
Linken wieder offen zu Tage: Bei den Pragmatikern im Osten wird jeder
zarte Hinweis auf ein mögliches Comeback des Saarländers als
Bedrohung empfunden, derweil sich die meisten Parteigänger im Westen
seine Rückkehr in die Bundespolitik wünschen, um wieder radikaler
Kante zu zeigen. Letztlich tut die Linkspartei das, was sie schon
immer am liebsten tat: Sie beschäftigt sich mit sich selbst. Vor so
einer Opposition braucht keiner Regierung bange zu sein.
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