Lausitzer Rundschau: An der langen Leine

Commerzbank zahlt Staatshilfen zurück

Auch wenn die Börse lange auf die Kapitalerhöhung
der Commerzbank gewartet hat: diese Überraschung ist gelungen. Zum
einen hatten die Finanzmärkte das riesige Volumen von elf Milliarden
Euro nicht erwartet, zum anderen nicht diese Konstruktion. Die ist
zwar sehr komplex, aber sie stellt das Interesse neuer Investoren
sicher. Und die gibt es offenbar zuhauf – denn sonst würde die Bank
es nicht wagen, elf Milliarden Euro allein an den Kapitalmärkten
einzusammeln, wo sie selbst derzeit mit nur etwa sieben Milliarden
Euro bewertet ist. Für die Commerzbank löst diese Transaktion mehrere
Probleme auf einmal: Sie ist finanziell danach wieder viel flexibler.
Weil sie den Löwenanteil der Staatshilfe von insgesamt 18,2
Milliarden Euro zurückzahlt, kann sie in Bezug auf Gehälter und Boni
wieder frei agieren – ein sicher nicht zu unterschätzendes Argument
für die Banker. Wenngleich sie sich da wohl ein wenig Zurückhaltung
auferlegen sollte, solange der Staat noch mit 1,9 Milliarden Euro an
Stillen Einlagen dabei ist und auch mit einem Aktienpaket von 25
Prozent plus einer Aktie. Die behält der Bund wohl mindestens solange
als eine Art Faustpfand, bis die Bank ihm auch die verbleibenden 1,9
Milliarden Euro wieder zurückerstattet hat. Doch zum Schaden ist der
Großaktionär Bund für die Commerzbank nicht: Solange der Staat
beteiligt ist, wird die Bank wohl auch von den Ratingagenturen
bessere Bonitätsnoten erhalten, die Refinanzierung für sie also recht
günstig bleiben. Wirklich ernst wird es erst, wenn die Bank wieder
ganz dem freien Spiel des Marktes ausgesetzt ist. Für sie ist die
noch verbleibende Staatsbeteiligung also auch ein Gewinn. Ob indes
der Bund und damit der Steuerzahler einen Gewinn erzielt mit der
Rettung der Commerzbank, ist jedoch nicht klar. Zwar erhält er als
Ablösung für 2011 – inklusive Zinszahlung auf die Stillen Einlagen
für die ersten sechs Monate 2011 – gut eine Milliarde Euro plus
weiteren Zinsen. Doch in den beiden Jahren davor hat der Bund auf
drei Milliarden Euro an Zinsen verzichten müssten, weil die
Commerzbank da nach deutschem Bilanzrecht Verluste geschrieben hat.
Deshalb bleibt dem Steuerzahler jetzt nur die Hoffnung, dass der Bund
Gewinn erzielt, wenn er sich denn einmal von seinem Aktienpaket
trennt. Sicher aber ist das nicht.

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