Wolfgang Huber war der große Theologe, Margot
Käßmann die gescheiterte Hoffnungsträgerin. Und aus Nikolaus
Schneider wurde der große Seelsorger des deutschen Protestantismus.
Seine Menschlichkeit und seine Fähigkeit zur Nächstenliebe zeichnen
den scheidenden Ratsvorsitzenden der EKD aus. Allerdings hat
Schneider die EKD damit nicht nur vorangebracht.Beim Thema
Sterbehilfe etwa lavierte die EKD unter Schneider, der das Amt
aufgibt, weil er seine krebskranke Frau unterstützen will, zwischen
einer festen Norm und dem Umgang mit Menschen, die diese Norm für
sich nicht akzeptieren können. Dass ethische Normen nach
evangelischer Vorstellung keine ehernen Gesetze sind, wie es
Schneider in Dresden formulierte, ist zwar theologisch richtig.
Politisch aber hilft es nicht, wenn der, der in der Öffentlichkeit
die klaren Linien setzen soll, die seelsorgerlich begründeten
Einzelfälle so sehr wertschätzt, dass letztlich eine Schlangenlinie
bleibt. Es mag deswegen sein, dass Schneider nicht der stärkste
Ratsvorsitzende in der Geschichte der EKD war. Der Warmherzigste aber
war er auf jeden Fall.
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