Stärken stärken und Schwächen schwächen – so lässt
sich die Absicht der brandenburgischen Wissenschaftsministerin Sabine
Kunst auf den Punkt bringen. Die BTU und die Hochschule Lausitz
sollen aufgelöst und eine neue Energie-Universität gegründet werden.
Ein Kunst-Plan im doppelten Sinne, denn es ist ein künstliches
Konstrukt, das zunächst einmal nur auf dem Papier gut aussieht. Auf
den zweiten Blick lassen sich aber schon die ersten Teufel erkennen,
die im Detail stecken und sich spätestens dann offenbaren, wenn das
runde Konstrukt auf dem Papier in die schnöde und widerspruchsvolle
Wirklichkeit überführt wird. Es wird nicht einfach. Die Chancen
stehen dennoch gut, dass sich die Mühen der Ebene gelohnt haben
werden, sodass dem Ministerium nur noch vorzuwerfen wäre: Warum hat
es nicht schon früher diesen Vorschlag auf den Tisch gelegt? Viele
Jahre sind vergangen, wo beide Hochschulen mehr neben- als
miteinander gearbeitet haben. Der Plan, eine neue Universität zu
gründen, weckt die Hoffnung, dass das leidenschaftslose Nebeneinander
von BTU Cottbus und Hochschule Lausitz ein Ende findet. Dass ein
Strich gezogen wird, sodass die Lausitzer Wissenschaftsgemeinde noch
einmal quasi bei Null anfangen kann. Das macht Mut und mag für ein
gutes Gefühl sorgen. Tatsächlich wird ein solch radikaler Neuanfang
gar nicht nötig sein, denn die neue Universität kann auf den Stärken
beider Einrichtungen aufbauen. Dies sind unter anderem die Themen
Energie, Umwelt und Umwelttechnik sowie Biotechnologie. Auf der
anderen Seite lassen sich mit einer Neugründung Defizite verringern.
Mängel gibt es einer Studie zufolge übrigens einige – vor allem bei
der BTU Cottbus. Dass sich die Universität Energie-Themen zum
Programm macht, liegt in der Lausitz – fast möchte man sagen
„natürlich“ – auf der Hand. Erfolge sind bereits da – in der neuen
Universität wird es darum gehen, diese zu einer herausragenden
Exzellenz zu führen, wie es im Universitäts-Jargon heißt. Ob das nun
die Entwicklung von CO2-armen Kraftwerkstechnologien, die
Wasserstoff-Forschung oder das Projekt „Energieoptimiertes Bauen“
betrifft – wegweisende Schritte haben Dozenten und Studenten schon
längst hinter sich gebracht. Eines aber darf nicht passieren: Dass
Auflösung und Neugründung als Instrumente genutzt werden, den
Gesamt-Etat der beiden Hochschulen kräftig zusammenzuschrumpfen,
sodass am Ende nur eine Sparschwein-Uni übrigbleibt. Erlaubt ist,
Synergien zu schaffen und auf diese Weise Kosten zu verringern. Aber
Maßstab für den Erfolg muss die Qualitätssteigerung sein. Das ist
dann auch im Sinne der Studenten.
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