Der algerische Schriftsteller Boualem Sansal hat
den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels erhalten. Das ist eine
gute Nachricht – denn der in einem Arbeiterviertel am Rande von
Algier aufgewachsene Autor ist einer von nur wenigen algerischen
Intellektuellen, die offen Kritik an den Zuständen ihres Heimatlandes
üben, in dem die Demokratiebewegung des arabischen Frühlings bislang
bekanntlich fast nicht sichtbar wurde. Dazu kommt Sansals erfrischend
nüchterner Blick auf den arabischen Frühling insgesamt: Wenn der
Schriftsteller bei der Preisverleihung einräumt, dass den Menschen
Nordafrikas der Kampf für „einen demokratischen, offenen und
großzügigen Staat“ noch bevorsteht, dann ist das ein angenehm
realistischer Blick auf die Verhältnisse im Nahen Osten. Zweifellos
ist die Auszeichnung für Sansal zugleich eine Ehrung aller, die sich
für Demokratie und Menschenrechte in der arabischen Welt einsetzen.
Aber das Preiskomitee macht so auch deutlich, dass die Freude über
den Sturz der Diktatoren nicht zu Verblendung führen darf. Europa
muss die arabischen Revolutionäre weiter unterstützen – und sie
zugleich daran erinnern, dass die selbstgesteckten Ziele von
Freiheit, Demokratie und Menschenrechten aber noch lange nicht
erreicht sind.
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