Liebe in Zeiten der „Spiegel“-Affäre Maria Carlsson-Augstein berichtet im „stern“ über ihre Beziehung zu Rudolf Augstein

Es war der 8. Oktober vor 50 Jahren, als jene
Ausgabe des Hamburger Magazins erschien, die die „Spiegel“-Affäre
auslöste. In der Folge wurde die Redaktion besetzt, mehrere
Redakteure des Blattes verhaftet und am Ende musste
Verteidigungsminister Franz Josef Strauß zurücktreten. Über die
unbekannte, menschliche Seite des Skandals erzählt nun Maria
Carlsson-Augstein, Geliebte und spätere Ehefrau Rudolf Augsteins, in
einem Gespräch mit ihrer Tochter Franziska Augstein, das in der
neuen, am Donnerstag erscheinenden Ausgabe des Hamburger Magazins
„stern“.

Die seinerzeit 25-jährige Übersetzerin war damals erst seit
wenigen Monaten mit dem „Spiegel“-Chef liiert. Als am Abend des 26.
Oktober 1962 die Bundesanwaltschaft Augstein in seinem Hamburger Haus
verhaften wollte, war er gemeinsam mit seiner Freundin in einer
anderen Wohnung. „Er war in dieser Zeit ganz besonders verliebt“,
erinnert sich Maria Carlsson-Augstein, „weil er ahnte: Wenn er sich
jetzt eine Weile von mir trennen muss, dann kann er mich nicht sehen,
mich nicht in den Arm nehmen, kann nicht mit mir schlafen.“ Während
die Redaktion des Magazins schon besetzt war, verbrachte das Paar
eine letzte Nacht miteinander, bevor sich Augstein stellte und für
103 Tage ins Gefängnis musste. „Wir sind die ganze Nacht über und
auch am folgenden Vormittag gar nicht aus dem Bett herausgekommen“,
erzählt Maria Carlsson-Augstein im „stern“.

Nach der Verhaftung Augsteins übergab sein Bruder und Anwalt Josef
Augstein der Freundin „eine rote Mappe mit Papieren“ zur Verwahrung.
Er habe gesagt: „Versteck das so, dass es kein Mensch findet.“
Vermutlich handelte es sich um Unterlagen, aus denen der damalige
Informant des „Spiegel“, ein Oberst der Bundeswehr, hervorging.
Daraufhin versteckte Maria Carlsson die Unterlagen im Weinkeller
eines befreundeten „stern“-Fotografen. Einige Wochen später wurde die
Augstein-Freundin deswegen sogar von der Bundesanwaltschaft
festgenommen. Bundesanwalt Siegfried Buback habe von Ihr wissen
wollen: „Da gebe es eine kleine Aktenmappe, in der drei oder vier
Blatt Papier liegen müssten“. Sie aber habe behauptet: „Nein, ich
weiß nicht wovon Sie reden“. Daraufhin habe er zu ihr gesagt: „Sie
lügen, und wegen Verdunklungsgefahr werden wir Sie jetzt mal ein
bisschen ins Gefängnis bringen“. Dort musste Augsteins Freundin, wie
sie sich erinnert, dann die Stockbetten mit Prostituierten ohne
Papiere teilen, ehe sie der Untersuchungsrichter am nächste Tag
freiließ.

Rudolf Augstein sei außer sich gewesen, als er erfahren habe, dass
man sie verhaftet hatte und habe einen Brief an Buback geschrieben:
„Wenn ich jemals in die Lage käme, mit ihrer Frau zu tun zu bekommen,
ich würde mich ihr gegenüber besser benehmen, als Sie sich meiner
Frau gegenüber benommen haben.“

Maria Carlsson-Augstein ist die Mutter von Franziska
(„Süddeutsche“) und Jakob Augstein („Freitag“). Rudolf Augstein
schloss mit ihr 1968 seine dritte Ehe und ließ sich 1970 wieder
scheiden.

Die Vorabmeldung ist nur unter Nennung der Quelle „stern“ zur
Veröffentlichung frei.

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Gruner+Jahr, stern
Thomas Schmoll
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