LVZ: Bundespräsident, Bürgerrechtler, Birthler und Politiker werben für zusätzlichen Erinnerungsort an DDR-Unterdrückungsapparat in Berlins Tourismus-Mitte

Bundespräsident Christian Wulff, die Leiterin der
Stasi.-Unterlagenbehörde, Marianne Birthler, der Publizist und
frühere DDR-Bürgerrechtler Konrad Weiß sowie der FDP-Kulturpolitiker
Patrick Kurth haben sich, in Ergänzung zum geltenden
Gedenkstätten-Konzept des Bundes, für einen DDR- und
Stasi-„Geschichtsanker“ im Zentrum von Berlin als Anlaufpunkt für die
touristische Laufkundschaft ausgesprochen. Gegenüber der „Leipziger
Volkszeitung“ (Montag-Ausgabe) sagte die Stasi-Behördenchefin
Birthler zu einer entsprechenden Anregung des Bundespräsidenten: „So
ein Haltepunkt für Touristen wäre großartig“, um mit einem kleinen
Erinnerungsort auf die Unterdrückung in der DDR, „auch über
Staatssicherheit und Mauer hinaus“, aufmerksam zu machen. „In
abgelegeneren Orten hat man seltener unangemeldete Besucher, das wäre
im Herzen Berlins natürlich anders“, sagte Frau Birthler. Derzeit
wird, als Teil des von Kulturstaatsminister Bern Neumann (CDU)
koordinierten nationalen Gedenkstätten-Konzeptes, die frühere
Stasi-Zentrale in Berlin-Hohenschönhausen umgebaut, um dort auch ein
attraktives Dokumentations- und Lernzentrum zum Machtapparat in der
DDR einzurichten. Der Publizist und frühere DDR-Bürgerrechtler Konrad
Weiß sagte gegenüber der Zeitung: „Ich teile ausdrücklich die Sorge
des Bundespräsidenten, dass die Demokratie in Deutschland auch heute
noch nicht ausreichend gefestigt ist.“ Anlässlich der Eröffnung einer
Stasi-Ausstellung im Zentrum Berlins hatte der Bundespräsident am
Sonnabend bei einem Treffen mit DDR-Bürgerrechtlern und
Behördenleiterin Birthler auf die momentanen Gefahren für die
Demokratie hingewiesen, die es seiner Ansicht nach „durch
Verharmlosung und Relativierung von Geschichte“, auch in jüngster
Zeit, gebe. Deshalb hatte sich der Bundespräsident in interner Runde
für einen zusätzlichen Erinnerungsort an den DDR-Macht- und
Unterdrückungsapparat in der Mitte Berlins ausgesprochen. „Einen
Platz im Herzen von Berlin, ich glaube, das sollten wir hinbekommen“,
so Wulff im Gespräch mit Bürgerrechtlern. Auch wenn er als
Bundespräsident dafür nicht zuständig sei, dürfe er doch gleichwohl
eine Anregung dazu geben, nahm Wulff für sich in Anspruch.
Bürgerrechtler Weiß begrüßte ausdrücklich nicht nur diese Idee
sondern auch „das spürbare ehrliche Interesse des Bundespräsidenten,
die Erfahrungen der DDR-Bürgerrechtler bei der Festigung der heutigen
Demokratie auf zu nehmen und ernst zu nehmen. Der Thüringer
FDP-Bundestagsabgeordnete und Kulturexperte Patrick Kurth sagte der
Zeitung, „Wir sollten ernsthaft über diese Anregung des
Bundespräsidenten nachdenken und dabei auch eine übergreifende
Zusammenarbeit“ der bisherigen Gedenk-Institutionen anstreben.
Bürgerrechtler Weiß regte in diesem Zusammenhang zudem „endlich eine
verlässliche Verankerung der deutschen Geschichte nach 1945 in allen
schulischen Lehrplänen an“, damit auch alle Schüler erfahren könnten,
was kommunistische Versuche in Deutschland für Folgen gehabt haben.

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