Mindener Tageblatt: Kommentar zu Bemannte Raumfahrt / Letzte Atlantis-Mission / Hart gelandet

Einen „großen Sprung für die Menschheit“ tat Neil
Armstrong 1969 von der Leiter des Apollo-11-Landefahrzeugs „Eagle“
auf die Mondoberfläche. 42 Jahre und unzählige Billionen Dollar,
Rubel und aller anderen wichtigen Zahlungsmittel des Globus später
ist die Gattung Homo sapiens mit der Eroberung des Weltalls nicht
viel weitergekommen – jedenfalls, wenn man die ehrgeizigen Maßstäbe
der Raumfahrt-Gründerzeit anlegt. Das Resultat ist im Verhältnis zu
den gewaltigen wissenschaftlichen und finanziellen Anstrengungen eher
ernüchternd: 1972 war zum letzten Mal ein Mensch auf dem Mond,
seither kommen Astro- und Kosmo-, demnächst auch Taikonauten nicht
über den erdnahen Orbit hinaus. Soeben verabschieden sich die USA mit
der letzten Atlantis-Mission vom eigenständigen Personentransport,
auch die Tage der Weltraumstation ISS sind gezählt. 2020 soll sie
aufgegeben werden. Was danach kommt, ist unklar. Zwar gibt es
visionäre Projekte wie den Flug zum Mars, doch ihre Realisierung
steht buchstäblich in den Sternen, vor allem finanziell. Nicht dass
der Mensch seit Sputnik, dem 1957 von militärischer Muskelprotzerei
getriebenen Aufbruch ins All, keine wertvollen wissenschaftlichen und
praktischen Erkenntnisse gewonnen hätte. Seinen Horizont hat er damit
gewaltig erweitert. Auch politisch: Um die Einsicht nämlich, dass
rein nationales Großtun selbst bei maximaler Ressourcenanspannung
nicht einmal für den berühmten Tropfen auf den heißen Stein reicht.
Aktuell allerdings haben die Völker auf der Erde andere Prioritäten
und Probleme als die bemannte Erkundung des Sonnensystems oder die
Besiedelung des Mondes, Ziele, die in den Science-Fiction-seligen
Siebzigern greifbar nahe schienen. Doch die Zeit der
Prestige-Projekte ist vorerst vorbei, heute zählen
Kosten-Nutzen-Analysen. Die bemannte Raumfahrt ist stürmisch
gestartet und hart gelandet. Realistisch betrachtet ist sie ein
Auslaufmodell – zumindest in den nächsten 50 Jahren.

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