Verdi lässt die Muskeln spielen und legt zur
Einstimmung auf die nächste Verhandlungs(?)runde mal eben große Teile
des Flugverkehrs in Deutschland lahm. Immerhin mussten diesmal die
Flugpassagiere leiden, nicht Nahverkehrsnutzer oder Kita-Eltern. Der
wirtschaftliche Schaden dürfte locker in die Millionen gehen. Kann
man hier noch von Warnstreiks sprechen? Auch vor dem Hintergrund,
dass die von den Arbeitskampfmaßnahmen und deren wirtschaftlichen
Folgen Betroffenen – gestern die Fluggäste, vor allem aber die
Luftfahrtunternehmen – überhaupt nicht Teil des Tarifkonflikts sind,
sondern lediglich die unfreiwilligen Mittel zum Zweck des
Druckaufbaus? Wenn das „Warnstreiks“ sind, wie soll dann erst der
reguläre Erzwingungsstreik aussehen? Die neuerliche
Machtdemonstration der Gewerkschaft wird ihren Eindruck auf die
Verhandlungspartner nicht verfehlt haben. Die wissen zudem, dass der
auf Arbeitnehmerseite inzwischen verfestigte Erwartungshorizont
allemal für ein klares Urabstimmungsergebnis sorgen würde – das im
öffentlichen Dienst ohnehin weitgehend frei von wirtschaftlichen
Nöten zustande zu kommen pflegt. Abschlüsse schlagen eben 1:1 in den
öffentlichen Haushalten durch. Deren Refinanzierung ist für die auf
Arbeitgeberseite verhandelnden Vertreter der Steuerzahler zwar eine
theoretisch im Auge zu behaltende Verpflichtung. Doch in der Praxis
wiegt die Furcht vor flächendeckend Unmut stiftenden
Arbeitskampfmaßnahmen schwerer. Zumal die Fordernden durchaus auf
Sympathie der Bürger zählen dürfen. Dass es eben die sind, die am
Ende die Zeche zu zahlen haben – mittels höherer Schulden, höherer
Gebühren oder noch drastischerer Leistungseinschnitte – blenden alle
Beteiligten aus. Tarifkonflikte im öffentlichen Dienst sind
unvermeidlich asymmetrisch. Der gestrige Warnstreik hat das einmal
mehr gezeigt.
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