Mit Plan gegen weibliche Genitalverstümmelung / Mehr als 15.000 Mädchen und junge Frauen in Deutschland gefährdet

Auch in Deutschland sind Mädchen und Frauen von
weiblicher Genitalverstümmelung bedroht. Darauf macht die
Kinderhilfsorganisation Plan International zum UN-Tag gegen weibliche
Genitalverstümmelung am 6. Februar aufmerksam. Mit der globalen
Migration ist diese menschenrechtsverletzende Tradition auch in
Europa angekommen. Deutschland zählt zu den europäischen Ländern mit
einer besonders hohen Anzahl an Mädchen und Frauen aus den
praktizierenden Herkunftsländern in Afrika und dem Nahen Osten.
Mittlerweile leben in Deutschland nach Schätzungen von Terre des
Femmes rund 65.000 betroffene Mädchen und Frauen, weitere 15.500
gelten als gefährdet. Das sind fast doppelt so viele Betroffene wie
noch vor vier Jahren, die Zahl der als gefährdet eingestuften Mädchen
hat sich in diesem Zeitraum sogar fast verdreifacht.

Um gefährdete Mädchen vor einer möglichen Beschneidung zu schützen
und von Genitalverstümmelung betroffene Mädchen und Frauen zu
unterstützen, führt Plan International in Hamburg das Projekt „Let–s
CHANGE“ durch. Das Projekt wird von der EU-Kommission und der
Stiftung Hilfe mit Plan gefördert. In speziellen Trainings werden
sogenannte Change-Agents ausgebildet, die als Multiplikatorinnen und
Multiplikatoren die Aufklärung über die lebensbedrohliche Praktik in
ihren jeweiligen Communities vorantreiben. Die betroffenen Familien
erfahren, welche Folgen die Genitalbeschneidung für die Mädchen und
Frauen hat, wie sie ihre Töchter davor schützen können und welche
medizinische Hilfe und rechtlichen Aspekte es gibt.

„Genitalverstümmelung ist in vielen betroffenen Familien ein
Tabuthema“, sagt Plan-Projektkoordinatorin Gwladys Awo. „Um das
Schweigen zu brechen und Männer wie Frauen zu einer nachhaltigen
Abkehr von dieser Tradition zu bewegen, müssen wir sehr umsichtig und
behutsam vorgehen. Gerade Menschen, die aus Ländern kommen, in denen
Mädchen beschnitten werden, stehen bei uns vor großen
Herausforderungen. Viele beherrschen die deutsche Sprache kaum,
finden keine Arbeit und haben keinen sicheren Aufenthaltsstatus.
Dieser Schwebezustand erschwert einen offenen Austausch zusätzlich.
Umso wichtiger ist es, den sozialen Druck für die betroffenen
Familien herauszunehmen und Vertrauen aufzubauen.“

Bei der Umsetzung von „Let–s CHANGE“ greifen Gwladys Awo und ihr
Team auf konkrete Erfahrungen und Erkenntnisse aus bereits
umgesetzten Plan-Projekten in Deutschland und mehreren afrikanischen
Ländern zurück. So war Plan International bis vor kurzem auch in
Hamburger Flüchtlingsunterkünften tätig, um Fachkräfte und
Mitarbeitende aus diesem Bereich sowie anderen sozialen Einrichtungen
zum Umgang mit weiblicher Genitalverstümmelung zu schulen und
betroffene Familien zu beraten.

Sozialwissenschaftlerin Gwladys Awo, in Benin geboren, treibt
Plans Arbeit gegen weibliche Genitalverstümmelung in Deutschlang
bereits seit 2013 mit großem Erfolg voran. Ihre Expertise im Umgang
mit den betroffenen Communities ist auch in das Handbuch „Weibliche
Genitalverstümmelung im Flüchtlingskontext“ eingeflossen, das Plan
International zum 6. Februar 2019 veröffentlichen wird. Ein solches
Nachschlagwerk gibt es bisher noch nicht. Mit der Sach- und
Informationsbroschüre richtet sich Plan International an
Berufsgruppen wie Angestellte von Sozialbehörden, medizinisches
Personal und Mitarbeitende in Flüchtlingsunterkünften und beschreibt
Herausforderungen und Handlungsempfehlungen. „Unser Anliegen“, so
Awo, „ist es, auch erst seit Kurzem in Deutschland lebende Familien
für das Thema zu sensibilisieren – und sie so besser zu integrieren.
Das geht nur, wenn wir alle Beteiligten mit in unsere Arbeit gegen
die weibliche Genitalverstümmelung einbeziehen.“

Fotos, weitere Informationen und Interviewanfragen:
Plan International Deutschland e.V., Kommunikation,
Bramfelder Str. 70, 22305 Hamburg
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